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Loslassen


mmer wieder die Tage, an denen mir mein ganzes Geschreibsel zum Hals raushängt, an denen ich denke, dass da nichts, aber auch gar nichts gut ist. Es ist mühsam bis anstrengend, dann immer wieder Anlauf zu nehmen, weil dieses SichZwingen meist zu keinen oder zu nur noch minderwertigen Ergebnissen führt. Dann bin ich flatterhaft, unlustig, oberflächlich, ungeduldig – alles keine guten StimmungsVariationen, um ernsthaft ans verDichten zu denken.

Als besonders schlimm empfinde ich auch immer wieder dieses Herumgeschraube an eigentlich längst fertigen Gedichten. Plötzlich sticht ein Wort ins Auge und dringt ins Hirn, und ich werde ganz unsicher, probiere irgendeinen Ersatz, suche nach neuen Reimen, stelle die ganze Versfolge um, lande wieder bei der ursprünglichen Version bis es mich so richtig ankotzt.

Dann sage ich mir, dass ich endlich das Loslassen lernen, mit einmal getroffenen Entscheidungen einverstanden sein, sie akzeptieren und meine verDichtete Vergangenheit ruhen lassen sollte. Und es geht ja auch nicht anders, weil man sonst auch nach hundert Jahren vermutlich wieder an dem alten Kram zerrt und nicht dazu kommt, das Neue zu bauen, das die ganze Aufmerksamkeit braucht und verdient – anstelle der ollen Kamellen, die zu ihrer Zeit lange genug im Mittelpunkt standen.

Beim Nachbessern gibt es zudem oft ein Erkennen alter Absichten, so dass Stellen, die zunächst ungeschickt oder falsch erscheinen, doch wieder ihre Berechtigung gewinnen und nach langem Nachdenken als die besten aller Lösungen schließlich stehen bleiben. Dieses Misstrauen sich selbst gegenüber, die Vermutung, dass ich mich zu schnell zufriedengegeben habe, ist eigentlich immer da. Aber durch dieses Ergebnis solcher Überprüfungen wächst auch wieder das Zutrauen zu meinen Fähigkeiten, das Selbstvertrauen, dass ich auch schon vor Jahren Entscheidungen treffen konnte, die sich heute als haltbar erweisen.

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