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ich bin’s
euer kind
das erste von vier
bemuttert mit honig & hieben
ihr hattet uns lieb
doch lieber wär’s mir
ihr hättet uns auch einmal ein klistier
zum spülen des großhirns verschrieben
wir glaubten euch und der fixen idee
der himmel sei höheres wissen
und wurden im namen des JottWehDe
wie ein verlottertes bahnhofsWC
von morgens bis abends beschissen
ihr habt mich beKEHRT und ganz nebenbei
mein unbeschwert jungsein gestohlen
in fromm getünchter gefühlsduselei
war ich mir scheinheilig einerlei
mein kinderspiel blieb
Gott befohlen
hab ich mich gekrümmt
mitunter gebeugt
und klaglos gehorsam erlitten
oft zwanghaft meine erlösung bezeugt
doch neidisch weltliches treiben beäugt
klammheimlich auch schwänze & titten
ich bin euch nicht gram
ich bin es nur leid
ihr meintet’s wohl gut mit uns kindern
und spracht von der ewigen seligkeit
und habt nur kindliche ängstlichkeit
verbogen
anstatt sie zu lindern
jetzt – jahre danach – bin ich alt
und doch
bleibt für mich diese letzte frage
was war das für ein leb-liebloses loch
aus dem das einst ur-un-menschlich kroch
und kriecht’s noch
am jüngsten der tage
?