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Wen die Angst umtreibt, im Bett ein SchlappSchwanz zu sein,
sucht nach Auswegen, die oft Irrwege sind

Am schönsten ist es, wenn man liebt...


... oder am schwersten.

Wie damals bei meiner kalten Königin der Nacht, jener grausamen Göttin, der ich diente und die ich anbetete, obwohl sie mir das Liebesleben zur Hölle machte.

Vielleicht gerade deshalb, wendet ihr ein?

Nein, so bin ich nicht. Ich brauche keine Domina. Die SchmerzSchwelle beim Sex wird zwar höher je erregter ich werde, aber die Lust endet da, wo wirkliches Leiden beginnt.

Damals war ich sehr verliebt, schenkte den anderen Blumen am Weg nicht mal ein Lächeln, fieberte täglich dem Abend entgegen, um dorthin zurückkehren zu können, wo zwischen zwei schönen Schenkeln das Leben pulsierte.

Es dauerte lange, bis ich erkannte, dass es nur mein Leben war, obschon das Fiebern oft als Bibbern endete. Nacht für Nacht lag ich neben ihr, hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach Verschmelzung und dem Grauen vor der nächsten Zurückweisung, meinem nächsten Versagen. Und immer wieder wurde es mit strafendem Stöhnen quittiert, wenn meine Hand nach langem Zögern zaghaft ihren Bauch oder ihren Busen besuchte.

Wie es dazu kam?

Damit wir uns richtig verstehen
Ich richte nicht und klage nicht an.
Ich lege Rechenschaft ab - vor allem mir selbst gegenüber.

Schon nach den ersten Nächten merkte ich, dass ihr etwas fehlte. Und als ich es schließlich wagte und danach fragte, berichtete sie von jenem Lover, dessen kleiner Soldat unerschrocken und stundenlang vor ihr stramm stehe.

Nun, was Männern im Schlafzimmer wirklich zu schaffen macht, ist der vorzeitige Samenerguss. Die "ejaculatia praecox" ist eines der schärfsten Schafotts vieler Beziehungsdramen.

Das Kamasutra, jenes freizügig illustrierte fernöstliche Lehrbuch für erotische Rohrkrepierer, war nur das erste Hilfsmittel aus der literarischen Hausapotheke, das sie mir empfahl, um meiner oft so




gierigen Geilheit länger widerstehen zu lernen.
Es folgten weitere Ratgeber und ezeptsammlungen zur Optimierung meiner Selbstkontrolle.
Ob es das Onanieren vor dem Liebesakt war, um den ersten - und sonst oft letzten - Schuss in einigen Tüchern Wichs & Weg zu verbergen oder etliche gymnastische bis meditative Methödchen - nichts brachte Erfüllung.

Doch diese mir oft peinlichen Mühen ließen mich zwar nicht über Nacht, so doch im Laufe der Nächte zu einem strammen Rammler heranwachsen, führten zu messbaren Ergebnissen.

Mehr noch: Mein kleiner Gleiter begann zu lernen, dass er sich in der Höhle der Lust zu Hause und wohlfühlen konnte, so wohl, dass er sich schließlich wünschte, ES würde nie enden. Dafür schulde ich ihr Dank. Meine Sonne indes blieb ein Schwarzes Loch, in dem Kräfte wirkten, denen meine Manneskraft nicht gewachsen war.

Auf der Suche nach des Übels Wurzeln versuchte ich, mich erotischer zu kleiden. Die Unterhosen wechselten vom biederen Feinrippweiß über bunt bebilderte Boxershorts zu knappstem schwarzen Leder. Doch auch die raffinierteste Reizwäsche entzündete bei meiner Flamme nicht die Feuer des Verlangens.

Verzweiflung und Verwirrung waren stete Begleiter. Ich war sicher, dass etwas mit mir nicht stimmte, ich eine Schande für mein Geschlecht, ein kleiner Wichser sei, dem es an allem fehlte, um eine Frau zum Fliegen zu bringen.

Immerhin keimte in mir die Verwunderung, dass auch gut zweistündige Fünf-Gänge-Menüs der Leidenschaft das Leiden nicht abschafften, obwohl ich virtuos mit allen Registern der Stimulanz spielte.

War da doch etwas anderes falsch?
Mit mir?
Mit ihr?
War ich nicht schön genug?
War ich zu bedrängend, zu wild? Suchte ich die Quelle an der falschen Stelle?
War sie frigide, der Fleischeslust nicht fähig?
Warum ging die Initiative nie von ihr aus - nicht einmal dann, wenn Wochen seit dem letzten Mal verstrichen waren?




Warum war es immer falsch, wenn und wie ich mich auf, unter oder in ihr bewegte? Warum war es ebenso falsch, wenn ich mich nicht mehr regte?

Dann wurde sie schwanger - von einem neuen Nebenbuhler, mit dem sie es ab und zu trieb, wenn ich wieder die falschen - oder zu viele - Fragen gestellt hatte.

Und mit dem Kind kam das Ende dieser Liebesgeschichte.

Liebesgeschichte?

Heute - Jahre später - weiß ich, dass es nur meine Liebesgeschichte war. Denn ich wurde nicht geliebt, nicht wirklich gewollt und begehrt. Nur benutzt - wozu auch immer.

Wann ist ein Mann ein Mann?

Wenn er kein SchlappSchwanz ist, gut im Bett?
Das mag für Stallhasen genügen.
Ich war kein SchlappSchwanz, immer bereit, im Bett, auf dem Fußboden, im Hausflur, auf der Damentoilette ...

Heute weiß ich:
Zum Mann wird auch ein robuster Rammler nur durch die Lust & Liebe einer Frau. Wenn er geliebt wird, versagt er nicht. Dann kann er gar nichts falsch machen, wird nicht geschulmeistert, sondern bestätigt und allenfalls lächelnd ermahnt, wenn's irgendwo tatsächlich einmal "klemmen" sollte.

Am schönsten ist es, wenn zwei sich lieben.
Dann wird selbst der derbe Duft, der mitunter zwischen den Schamhaaren nistet, zum Weihrauch der Lust. So, wie ein auch kleiner Schmerz, der von frechen Fingernägeln oder zart zwickenden Zähnen hervorgerufen wird, in den Momenten bedenkenlosen Begehrens zu einem Katalysator werden kann, der Sinne und Seele durch die höchsten Himmel taumeln lässt.

Wie seltsam, dass es ein halbes Leben dauern kann bis Mann begreift, dass auf Königinnen und Göttinnen kein Verlass ist ...



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