|
[50] es war einmal in deinen ersten jahren da schliefst du fester da warst du zuhaus es gab das bilderbuch des unscheinbaren die spielerischen phantasiegefahren den OsterhasenWeihnachtsNikolaus
die ganze welt war wie ein großer garten im apfelbaum schlief eine blütenfee um die sich deine unschluldslämmer scharten die märchen oder wunder zu erwarten und leiseleise rieselte der schnee
das war einmal davon ist nichts geblieben der schlaf ist scheu geworden wie ein reh du wurdest aus dem paradies vertrieben die märchen altklug in den wind geschrieben der osterhase taut verletzt im schnee¹
jetzt weißt du
wie die kinderträume trügen und du weißt - leider - wie der hase rennt du musst dich mit dem notbehelf begnügen und dich bewusst auch heute noch belügen beim warten auf das -spiel mit Anfangs-End²
¹ Was einem Osterhasen aber auch alles passieren kann! In verDichtungen ist er – und nicht nur er – geradezu verpflichtet, völlig aus dem Rahmen zu fallen, noch dazu als weltbekanntes Eiertier. Natürlich könnte er auch einfach gestorben sein oder situationsnah erfroren, in der Lyrik gehört (aber)witziges Verhalten jedoch zum guten Ton. Ich will das schließlich von mir gewählte „taut“ damit nicht schlechtmachen – verrät es doch dezent desillusionierend und desorientierend, dass Hasen außerhalb des Paradieses nur Hasen sein können. Also: Zweck erfüllt.
² Eines dieser Sprachspiele (Spiele mit Anfangs-Sprach), die nur zustande kommen, weil ein Reimwort gefunden werden soll. Erinnert mich an „Seine Markt zu Haute“ im „HurenHaus“. Damit kann man nicht rechnen (oder gar kalkulieren), weil man einen Vers zuvor noch gar nichts vom „Endspiel“ wusste. Für mich wieder ein schöner Beleg dafür, dass verDichten immer ein Abenteuer ist – sein kann und sollte. Und natürlich dafür, dass Verse, die sich reimen, noch lange nicht ausgedient haben, weil sie eine ergiebige Quelle für Entdeckungen sind.
|
|