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es war einmal
in deinen ersten jahren
da schliefst du fester
da warst du zuhaus
es gab das bilderbuch des unscheinbaren
die spielerischen phantasiegefahren
den OsterhasenWeihnachtsNikolaus

die ganze welt war wie ein großer garten
im apfelbaum schlief eine blütenfee
um die sich deine unschluldslämmer scharten
die märchen oder wunder zu erwarten und
leiseleise
rieselte der schnee

das
war einmal
davon
ist nichts geblieben
der schlaf ist scheu geworden wie ein reh
du wurdest aus dem paradies vertrieben
die märchen altklug in den wind geschrieben
der osterhase taut verletzt im schnee¹

jetzt weißt du

wie die kinderträume trügen
und du weißt - leider - wie der hase rennt
du musst
dich mit dem notbehelf begnügen und dich
bewusst
auch heute noch belügen beim warten auf
das -spiel mit Anfangs-End²

¹ Was einem Osterhasen aber auch alles passieren kann! In verDichtungen ist er – und nicht nur er – geradezu verpflichtet, völlig aus dem Rahmen zu fallen, noch dazu als weltbekanntes Eiertier. Natürlich könnte er auch einfach gestorben sein oder situationsnah erfroren, in der Lyrik gehört (aber)witziges Verhalten jedoch zum guten Ton. Ich will das schließlich von mir gewählte „taut“ damit nicht schlechtmachen – verrät es doch dezent desillusionierend und desorientierend, dass Hasen außerhalb des Paradieses nur Hasen sein können. Also: Zweck erfüllt.

² Eines dieser Sprachspiele (Spiele mit Anfangs-Sprach), die nur zustande kommen, weil ein Reimwort gefunden werden soll. Erinnert mich an „Seine Markt zu Haute“ im „HurenHaus“. Damit kann man nicht rechnen (oder gar kalkulieren), weil man einen Vers zuvor noch gar nichts vom „Endspiel“ wusste. Für mich wieder ein schöner Beleg dafür, dass verDichten immer ein Abenteuer ist – sein kann und sollte. Und natürlich dafür, dass Verse, die sich reimen, noch lange nicht ausgedient haben, weil sie eine ergiebige Quelle für Entdeckungen sind.

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