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Information
oder
Im Anfang war das Wort


„Obwohl man mit Aussagen, die in fünf Jahren vielleicht schrecklich töricht klingen, sehr vorsichtig sein sollte, ist es ganz gut möglich, daß wir in der Automatentheorie bald an die Grenzen dessen stoßen, was ohne wirklich grundlegende Einsichten in eine Theorie der Information erreichbar ist."
John von Neumann, ungarischer Mathematiker und einer der Väter der Informatik, 1949



„Der Begriff „Information" kommt vom lateinischen Wort „informatio" und heißt „Vorstellung" oder „Erläuterung". Das Verb „informare" bedeutet „formen, gestalten; jemanden unterrichten, durch Unterweisung bilden; etwas schildern; sich etwas denken".
Lienhard Pagel, Prof. für Algorithmen und Theorie der Programmierung an der Universität Rostock:
"Information ist Energie: Definition eines physikalisch begründeten Informationsbegriffs" (Kindle-Positionen1921-1922)



Es ist nur vernünftig, am Anfang eines solchen Abschnittes zu (er)klären, warum er geschrieben wurde. Wie so oft gibt es dafür mehr als einen Grund; die beiden wichtigsten seien hier kurz erläutert.

  • Lyrik in jeder Form beruht auf Sprache – das trifft selbst auf Formen zu, bei denen die sprachlichen Gehalte nahezu keine Bedeutung mehr haben wie zum Beispiel in den Extremen der Konkreten Poesie oder allen lautsprachlichen Konstruktionen. Sprache ist – ebenfalls in jeder Form – ein Kodierungssystem, in dem Informationen dargestellt werden können und gilt als einer der bedeutendsten Informationsträger und somit auch als eines der wichtigsten Kommunikationsmittel. Es sollte daher zumindest als nützlich betrachtet werden, sich auch mit dem Wesen eben dieser Information zu befassen, die ja unabhängig von dem jeweiligen Code gewissermaßen als geistiger Ur-Gehalt vorhanden ist.

  • Nicht minder interessant ist es, nachdem das sogenannte „Informationszeitalter“ nun schon seit gut drei Jahrzehnten voranschreitet, auch über die Zukunft der Dichtkunst nachzudenken, wobei gleich angemerkt sei, dass mich in diesem Abschnitt natürlich vor allem die Zukunft der Lyrik beschäftigen wird. Alle anderen Formen des sprachlichen Ausdrucks werden allenfalls gestreift oder als Verdeutlichung erwähnt, soweit dies im jeweiligen Zusammenhang hilfreich ist.


Dieser Aufsatz beginnt mit einer grundsätzlichen Annahme – Annahme deshalb, weil es sich so lange um eine Vermutung handelt, bis vielleicht in einer fernen Zukunft entweder die Bestätigung dieser Annahme gefunden sein wird oder es sich herausstellt, dass es doch möglich ist, etwas zu messen, was sich quantitativ nicht in allen Eigenschaften erfassen lässt.

Bedenken, dass inzwischen das „Geistige“ weitgehend anerkannt ist – dass aber der Zugang zum Weltverständnis deshalb auch „geistes-“wissenschaftlich erfolgen kann, wenn nicht gar muss, weil Information das Grundlegendste aller Dinge ist.

Die Rede ist hier von der Information, genauer, vom „Wesen“ der Information, wobei dieses Wort „Wesen“ schon die Wahrheit dessen deutlich werden lässt, was in meiner Annahme konstatiert wird, denn dieser Begriff „Wesen“ ist schwammig, nebulös, nicht wirklich eindeutig definiert und deshalb nahezu beliebig interpretierbar.

Hier gemeint ist mit „Wesen“ die letzte Erklärung – nicht aller Eigenheiten der Information, aber die ihrer Herkunft, die ihrer „Natur“ oder die ihrer grundsätzlichen Beschaffenheit.

Die Annahme steht zwar am Anfang dieses Textes, ist aber zugleich auch sein Ergebnis, seine Quintessenz. Sie steht am Anfang, weil es das Verstehen des Inhaltes erleichtert, weil damit von vornherein klar ist, um was es geht. Sie lautet:

Das Wesen der Information lässt sich nicht messen und/oder berechnen. Das Wesen der Information ist etwas Geistiges und somit eine immaterielle Erscheinung, auf welche die Methoden der Naturwissenschaften – insbesondere die der Informatik, Physik und/oder Mathematik nicht anwendbar sind. Die Information ist dennoch ein grundlegender Bestandteil dieses Universums, neben Materie und Energie.

Um das Wesen der Information zu verstehen und/oder zu erklären bedarf es rein geistiger Methoden oder Annäherungen, die man am ehesten als eine „Philosophie der Information“ bezeichnen könnte.

Um eine solche „Philosophie der Information“ (oder nach von Neumann „Theorie der Information“) wird es auf den folgenden Blättern gehen. Nicht oder nur in Anrissen geht es um Fragen wie den Energieverbrauch, der bei der Informationsvermittlung und -übertragung entsteht (auch in organischen Gehirnen), um den Zusammenhang von Information und Entropie, um allgemeine Fragen der Informatik wie sie bei der maschinellen Datenverarbeitung (Computer und digitale Steuerungen in der industriellen Fertigung) gestellt und beantwortet werden oder um Fragen, die die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz betreffen. Details aus diesen (natur-)wissenschaftlichen Sachgebieten kommen nur zur Sprache, wenn es für den Gesamtzusammenhang dienlich ist.

Für Informatiker oder Ingenieure wird der vorliegende Text deshalb nur insofern hilfreich oder gewinnbringend sein, als die grundsätzlichen Gedanken, die über die „Sache“ vorgetragen werden, mit der sie sich im Arbeitsalltag beschäftigen, vielleicht dazu dienen werden, die Grenzen zu erkennen und anzuerkennen, die beim rein maschinellen und/oder mathematischen Gebrauch von Information zu beachten sind. Denkbar ist jedoch ganz sicher – und es wird dazu einige Absätze geben –, dass psychologische Aspekte bei dieser „Philosophie der Information“ aufleuchten werden. Hier seien vorab nur die beiden Begriffe „Seelsorge“ und „Psychotherapie“ genannt, die eindeutig zeigen, dass der Informationsfluss und/oder -gehalt für die „Seele“ von Bedeutung ist. Dazu aber später mehr und – wie ich denke – vor allem mehr Spannung und Abenteuer – geistig natürlich...

Die Formulierung „schrecklich töricht klingen“ ist einer der Gründe, warum ich das Zitat von Neumanns als Motto ausgewählt habe. Ich bin mir sehr wohl darüber klar, dass es gar wunderlich anmuten muss, wenn einer, der weder Physik studiert hat (und dies auch nie wollte), noch eine besondere mathematische Ader sein eigen nennen könnte, einer, der dafür umso lieber die Welt der Literatur durchstöberte und schließlich selbst anfing, Literatur zu fabrizieren, einer also, der vordergründig anscheinend keine Voraussetzungen mitbringt, um sich mit einem Thema wie der „Information“ zu befassen, wenn also so einer dies angesichts seines profunden Halbwissens dennoch tut. Das sollte gute Gründe haben. Und die hat es.

Der Umgang mit der menschlichen Sprache – in meinem Fall vorwiegend jener der Deutsch sprechenden Menschen – führt nahezu zwingend zu der Frage, mit was da denn eigentlich genau „umgegangen“ wird, was das denn ist, das sich aus Buchstaben zusammensetzt, aus denen Wörter entstehen, aus Wörtern, aus denen Sätze entstehen, aus Sätzen, aus denen Geschichten werden oder Gedichte oder Predigten oder die Reklame einer Automarke oder eine faustdicke Lüge.

Kurz: Was ist dieses scheinbar so selbstverständliche Ding, das sich „Sprache“ nennt, woraus besteht es, was sind seine Eigenschaften (und Eigenheiten), wo kommt es her, was steckt dahinter, was kann man damit machen, was wird damit gemacht und welche Rolle spielt es im Leben, konkret: in meinem Leben?

Dass die Sprache in meinem Leben eine Rolle spielt, ist nicht zu bestreiten, ebenso wenig kann bestritten werden, dass sie im Leben fast eines jeden Menschen eine Rolle spielt, in der Regel sogar eine wichtige. Nun muss nicht jeder, der bis 10 zählen kann, gleich den Drang verspüren, tiefgründig über Zahlensysteme nachzudenken, und nicht jeder, der rasch laufen kann, muss sich gleich als Sportmediziner oder -lehrer einen Namen machen, aber grundsätzlich erlaubt sein sollte das schon – wer* will, sollte dürfen, vorausgesetzt er* weist nach, dass sie* kann. Also ist es allervermutlichst auch mir erlaubt, den Versuch zu wagen, etwas über die Information zu sagen; schließlich kann ich das ABC aufsagen und diesen Text schreiben.

Der Aufsatz oder die Abhandlung (Schon wieder zwei Wörter, über die man besser nicht genau nachdenken sollte, weil man sonst nur Turbulenzen im Kopf hervorruft: Normalerweise wird Kaffeewasser „aufgesetzt“ und wenn ich jemandem etwas „abhandele“, gehört es anschließend mir... Aber so ist das mit der Sprache, und wir werden noch häufiger darauf zu sprechen kommen – ich meine natürlich, dass „ich“ darüber noch „häufiger schreiben“ werde.) soll genau dies leisten: Er (bzw. Sie) soll zeigen, dass ich es wagen kann, obwohl ich nicht Einsteins Spezielle Relativitätstheorie (auch die Allgemeine nicht) mathematisch nachvollziehen kann und ich zudem erhebliche Probleme damit habe, in die WahrscheinlichkeitsWelten der Quantenmechanik vorzudringen. Warum diese physikalischen Theorien und Erkenntnisse wichtig sind, wenn es um Information geht, erkläre ich später noch ausführlicher. Hier sei dies zunächst nur festgestellt, damit Sie als LeserIn wissen, was Sie zu erwarten (vielleicht zu befürchten) bzw. nicht zu erwarten haben, wenn Sie jetzt weiterlesen.

Ein Mensch (ich), der sich der Sprache „verschrieben“ (Ja, diese seltsamen Wörter!) hat, wird versuchen, sich einen „Reim darauf zu machen“, was diese Sprache in ihrem tiefsten Inneren eigentlich ist. Dieser Versuch wird nicht ohne ein paar formelähnliche Darstellungen auskommen, auch einige Ausflüge in die Welten der Physiker, der Linguisten, der Informatiker und einiger anderer Spezialkräfte werden nötig sein, um die Zusammenhänge zu verstehen und anschaulich darzustellen, aber es sind genau genommen nur Stippvisiten. Wer* durch einen solchen Ausflug Appetit auf eine längere Reise bekommt, dem (der*) wird vielleicht durch die Quellenhinweise gedient sein, die bei wichtigen Passagen natürlich nicht fehlen werden.

Aber ich beschreite fast ausschließlich den Weg, der keiner besonderen Ausrüstung bedarf, jedenfalls keiner, die nicht unterwegs erworben werden kann und zur Verfügung steht oder gestellt wird. Mitgebracht werden müssen „nur“ (Das „nur“ ist Ironie!) ein wenig gesunder Menschenverstand, die Bereitschaft zum Mit- und Nachdenken und auch dazu, bei Unebenheiten in der Straße und beim Auftauchen überraschender Hindernisse (auch scheinbar Selbstverständliches kann wie ein Hindernis wirken, weil es als langweilig empfunden werden kann) tapfer weiter zu marschieren, weil sich hinter den vermeintlichen Barrikaden neue Landschaften zeigen, deren Erkundung nur ein wenig Durchhaltevermögen erfordert. Eigentlich ist alles ganz einfach, so einfach wie 2 und 2 zusammenzuzählen oder beim Anblick einer Rauchsäule zu folgern, dass da irgendwo etwas brennen muss – gesunder Menschenverstand eben.

Aber aus diesen Gründen ist es durchaus möglich, dass all das, was ich hier aufschreibe, in den Ohren (jaja, natürlich „Augen“ – es wird ja gelesen und nicht gehört, aber für die Augen gibt es keine so hübsche Redewendung) einiger examinierter Experten „schrecklich töricht“ klingt. Aber das liegt in der Natur der Sache und ich nehme es in Kauf, weil ich nicht anders kann – auch, weil ich es nicht ändern kann. In diesem Aufsatz geht es nämlich um eine grundlegende Erklärung dessen, um was es sich bei der „Information“ handelt, nicht um Detailfragen wie die der Kommunikation, der Speicherformen oder der Codierungen.

Dennoch – siehe oben – werden die Spezialgebiete aus Physik, Informatik, Linguistik und einige mehr immer wieder einmal berührt, und es ist sehr gut möglich, dass ich diesbezüglich Aussagen machen werde, die von Insidern – Menschen, die sich damit jahrelang auf einer Universität beschäftigen durften – als altbekannt erkannt werden. Aber das ist sogar gut, weil es dem Prinzip meines Erkenntnisprozesses entspricht, bei dem ich Fakten und Beobachtungen möglichst einfach zusammenstelle, was von (fast) jedermann/jederfrau nachvollzogen werden kann.

Nicht über alles genau informiert zu sein, ist genau besehen ein Allgemeinzustand, aber bei mir ließ es sich nicht vermeiden, weil ich trotz emsiger Bemühungen nicht in der Lage war, mich wirklich detailliert über die aktuellen Diskussionen in den jeweiligen Fachrichtungen „schlau zu machen“. Die Frage, ob es irgendetwas genutzt hätte, lasse ich hier unbeantwortet. Bei der Physik kommt noch hinzu, dass mir das mathematische Handwerkzeug fehlt, um mitrechnen zu können. Doch genau das will ich hier auch nicht tun. Ich werde nicht rechnen, jedenfalls nur in sehr geringem Umfang, sondern das mitteilen, was ich aus der bloßen Beobachtung geschöpft habe.

Nach einer sehr klaren und klugen Definition des englischen Mathematikers Keith Devlin geht es bei der Nutzung von Informationen durch ein menschliches (meist) Individuum (einen „Kognitiven Akteur“ wie er es nennt) schrittweise voran: Zunächst kommt die Wahrnehmung und dann das Erkennen.· So auch bei mir. Ich habe nun lange genug wahrgenommen, beobachtet, und die Erkenntnis hat fest schlagartig eingesetzt, ich habe die mir zur Verfügung stehenden Informationen genutzt. Davon will ich berichten.

Was ich dabei an „Rechenleistung“ vollbringe, habe ich vorhin schon erwähnt: Ich zähle 2 und 2 zusammen – doch das ergibt bei mir nicht einfach 4, sondern weit komplexere Ergebnisse, für die es – und das ist fast das Wichtigste – keine Zahlen gibt, sondern Wörter, Sätze, die jeder verstehen kann – wenn er/sie – na, siehe oben...

Der andere Grund, warum ich von Neumanns Aussage als Motto gewählt habe, liegt auf der Hand: Er hat erkannt, dass ohne „grundlegende Einsichten“ in die Natur der Information die Gefahr besteht, dass sich Erkenntnis und Fortschritt in Sackgassen verlaufen könnten. Dem stimme ich zu.

Genug. Die Vorrede endet hier – und der Vorhang geht auf:


Bits und Bedeutung

Die These:

Die rund 70 Prozent Dunkle Materie und Dunkle Energie sind nach herkömmlicher Meinung der Astronomen gewissermaßen die Nährlösung, in der das sichtbare Universum schwimmt. Es ist eine „Nährlösung“ aus bedeutungsvoller Information, aus der „unsere“ Materie mit Ordnung versorgt wird oder vielleicht ist es besser, „versorgt wurde“ zu sagen, weil nach der Inflation die Entropie beständig zunimmt.

Diese 70 Prozent sind nicht direkt nachweisbar. Wir können sie weder sehen noch messen. Ihre Existenz wird ausschließlich durch die Berechnungen der Kosmologen nahegelegt. Dass die Dunkle Materie via Gravitation mit dem sichtbaren Geschwister wechselwirkt, ist ebenso eine Vermutung, die auf den Rechnungen der Physiker beruht.

Es war einmal zu der Zeit, als die Völker eines Pl@neten, den sie Erde nannten, entdeckt hatten, daß in der Materie eine gewaltige Kraft verborgen ist, mit der man.... Aber das ist lange her, und seit langem sprach man eigentlich nur noch in besonderen Situationen davon. Nicht nur deshalb, weil es – von einigen lokal begrenzten Ausnahmen abgesehen – zum Äußersten nicht kam, sondern auch, weil die Bewohner der Erde inzwischen einer neuen Macht huldigten, deren Sprengkraft die der gespaltenen Atomkerne fast vergessen ließ – die Macht der Information. Um seine nuklearen Waffenarsenale zu schützen, hatte eines der Völker ein Datennetz erfunden, das so konstruiert war, daß im Falle der Zerstörung eines Teiles davon der Rest des Netzes funktionstüchtig bleiben sollte...

An dieser Stelle unterbrach der Märchenerzähler seine Geschichte, denn wie es weitergeht, weiß jeder, der sich mit den Anfängen und der stürmischen Evolution des Internet beschäftigt hat, auf dessen virtuellen Gipfeln und in dessen digitalen Abgründen es an Visionen und Spekulationen über eine neue Epoche, das Informationszeitalter, nicht mangelt. Allein das Auftauchen des Begriffes "Informationszeitalter" macht hellhörig, weist auf eine Veränderung hin, die sich durch Begriffe wie "GlobalVillage" und "InformationHighway" für das Gros der Menschheit gerade erst andeutet.

Aber während die Atome als aus Quarks und ähnlichem Zeugs zusammengesetzte „Grundbausteine“ der Materie inzwischen schon in der Grundschule zumindest erwähnt werden, ist ihr immaterielles Gegenstück, das, wovon es im weltweiten Datengewebe nur so wimmelt und worum es in diesem „Netz“ essentiell geht, nämlich die Information selbst, ein fast unerforschtes Terrain. Denn fast nahtlos und – obwohl es sich um einen Paradigmenwechsel (Physiker würden hier wohl von einem „Phasenübergang“ sprechen) außerordentlichen Ausmaßes handelt – fast ebenso unbemerkt vollzieht sich der Übergang vom Atom- zum Informationszeitalter, der Wechsel vom Primat der materiellen Welt zur Herrschaft der geistigen, der virtuellen Realitäten.

Fast widerwillig, so mein Eindruck beim Durchforsten der dazu gehörenden wissenschaftlichen Landschaften, beginnen die Naturwissenschaftler einzuräumen, dass es in der Existenz der Materie, den subatomaren Welten und dem gesamten Universum, „ganz unten“ oder „ganz vorn“ etwas geben muss, was durch Messungen und Berechnungen nicht mehr erkenn- und erklärbar ist. Die Materie, also das, was gemessen und berechnet werden kann, so hat es der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr einmal ausgedrückt, sei nichts Anderes als die „Kruste des Geistes“.*

Damit ist nun schon das Wort gefallen, das die Macht hat, einerseits als Grundlage für Weltreligionen zu dienen, das andererseits in den Wissenschaften aber auch immer wieder zum „Stein des Anstoßes“ wird.

Was ist „Geist“?

Dass damit die kognitiven Fähigkeiten des Menschen gemeint sind, ist eine Erklärung, aber es gibt auch noch die metaphysischen Bedeutungen, die „Geister“ und den „HeiligenGeist“. Eine fundierte Definition dieses „Geistes“, der wohl von allen, die ihn zu „besitzen“ meinen, unbestritten als Teil der Wirklichkeit betrachtet wird, ist noch niemandem gelungen – vielleicht, weil dies mit genau dem immer wieder versucht wird und nur damit versucht werden kann, was da definiert werden soll. Vielleicht bedarf es eines Standpunktes außerhalb des Geistes, um genau zu beschreiben, was Geist ist.

Solange wir uns innerhalb einer normalen Wolke am Himmel befinden (im Flugzeug oder auf einer Bergspitze) können wir nicht sagen, ob es sich um Nebel, eine Regenwolke oder eine „Schäfchenwolke“ handelt. Erst wenn wir uns aus dieser Wolke entfernen und den ganzen Himmel sehen, können wir beurteilen, ob es sich um eine einzelne Schönwetterwolke an einem ansonsten blauen und wolkenlosen Himmel handelt oder um ein ausgedehntes Regengebiet. Erst aus der Distanz sehen (in diesem Bild geht es natürlich nur ums Sehen als erkennendes Wahrnehmen) wir, mit welcher der möglichen Wirklichkeiten wir es zu tun haben.

Im Falle des Geistes ist dieser Blick von außen jedoch nicht möglich. Unser Geist, unser Verstand, ist das einzige Werkzeug, mithilfe dessen wir die Welt erkennen und beschreiben können.

Danach kommt nichts mehr.

Aber deswegen müssen wir den Kopf nicht hängen lassen. In diesem Geist – oder aus ihm, durch ihn oder von ihm (der Gebrauch von Präpositionen ist bei einem solchen Sachverhalt besonders problematisch) – gibt es etwas, was nicht direkt zum Wesen des Geistes gehört, nicht das ist, woraus er „besteht“ und was ihn ausmacht – jedenfalls nicht ausschließlich – und was auch nicht „gerinnen“ kann, jedenfalls nicht zu einem so starren Stoff wie ihn nach Hans-Peter Dürrs Ansicht die Materie darstellt. Dabei handelt es sich um etwas, was gemeinhin als „Information“ bezeichnet wird, aber das ist ein Begriff, der es im Wortsinn „in sich“ hat. Und damit werde ich mich im Folgenden nun eingehend beschäftigen.

Vielleicht können Sie sich vorstellen wie fasziniert ich war, als ich in Brian Greenes Buch „Der Stoff aus dem der Kosmos ist“ seine Gedanken zur Entropie las. Entropie ist ein überaus wichtiger Begriff, ein „Gesetz“ aus der Physik und bezeichnet sehr knapp dargestellt ein Maß für die Tatsache, dass das Durcheinander, die Unordnung, im Universum niemals abnehmen, allenfalls gleichbleiben kann. Greene verdeutlicht es anhand eines Beispiels mit einem Ei, das vom Tisch rollt und zu Boden fällt und dabei „zer“bricht, wobei es sich in ein wildes Chaos von Eiweiß, Eidotter und Schalen auflöst. Dieser Vorgang ist irreversibel, er kann nicht rückgängig gemacht werden, das Ei kann nicht „ent“brechen. Diese Vorgänge gibt es in der Alltagserfahrung in unendlichen Mengen, und jeder wird intuitiv zustimmen: Ja, so ist es, ein Ei kann nicht „ent“brechen, die Entropie wird niemals geringer.

Das Entscheidende an der universellen Entropie ist nun nach Ansicht der wohl meisten Physiker – so sagt es Greene – dass der Kosmos sich aktuell in einem Zustand befindet, der ein relativ hohes Maß an Entropie aufweist. Und weil das Gesetz besagt, dass Entropie nie abnehmen, sondern nur zunehmen kann, muss sich das Universum am Anfang in einem Zustand sehr niedriger Entropie, also einem vergleichsweise sehr „ordentlichen“ oder geordneten Zustand befunden haben.

Eines meiner Lexika beschreibt Information "als räumliche od. zeitliche Folge physikalischer Signale, die mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten od. Häufigkeiten auftreten, sich zusammensetzende Mitteilung, die beim Empfänger ein bestimmtes [Denk]verhalten bewirkt". Das klingt hübsch wissenschaftlich und ist zunächst einmal nicht schlecht gesagt, nur leider haarscharf am Kern der Sache vorbei und vermutlich irgendwo plump abgeschrieben. Denn diese "physikalischen Signale", so beschreibt es der britische Mathematiker Keith Devlin in seinem Buch "Infos und Infone", sind nur die Träger der Information, nicht aber die Information selbst.

Bevor die Bombe über Hiroshima zündete, bevor die der Materie innewohnende Energie ihr Vernichtungswerk vollendete, hatte eine andere Macht ihr Werk getan: Ein Befehl war übermittelt worden, das Signal zum Abwurf, und der Pilot des Bombers hatte es empfangen und die darin enthaltene Information hatte sein Verhalten bestimmt: Er drückte auf den Knopf. Das hoch angereicherte Uran 235, das damals Hiroshima vernichtete, wog ungefähr 40 bis 50 Kilogramm, Nagasaki wurde von etwas mehr Plutonium zerstört. Wieviel "wog" der Befehl, den die Bomberpiloten ausführten? Ein KiloByte?

Mit dieser Frage sind wir beim Kern dessen, was Informationstheoretiker umtreibt, sofern sie sich überhaupt soweit vorwagen. In den Anfängen dieser Theorie wurde Information rein quantitativ "gewogen". Man zählte schlicht die Bits.


Obwohl ich ein wenig befürchte, dass ich auch mit den folgenden Ausführungen in den Augen einiger LeserInnen lächerlich erscheinen werde, bleibt mir nichts anderes übrig als sie aufzuschreiben, weil sie im unmittelbaren Zusammenhang mit dem stehen, was zumindest in einigen Aspekten meinen verDichtungen zugrunde liegt und dem, was man vielleicht „CyberPoesie“ oder „NanoLyrik“ nennen könnte, wenn es in einigen Jahr(zehnt)en so weit sein wird, dass Gedichte eine wichtige Rolle spielen, die von nichtmenschlichen – oder vielleicht besser und fachlich korrekter – „transhumanen“ Intelligenzen geschrieben werden.

Am 23. Oktober 2012, brachte der Sender „arte“ unter dem Titel „Welt ohne Menschen“ einen Beitrag, in dem darüber nachgedacht wurde, ob und vor allem wann die immer intelligenteren Computer oder die immer selbstverständlichere Implantatmedizin dazu führen werden, dass biologisches Menschsein mehr und mehr verschwindet und durch „Menschen“ abgelöst wird, deren Basis nicht die organische Chemie, sondern die viel grundlegendere Physik der Elementarteilchen, der Atome und ihrer Bestandteile, der Quanten und Photonen, ist. Die Vision einer Welt voller menschenähnlicher Roboter wurde ausgebreitet, ein Blick frei auf eine Wirklichkeit, in der von Menschen hergestellte Wesen sich selbst herstellen, obwohl sie aus Silizium, Metallen und Kunststoffen bestehen, aber den biologischen Menschen in allen Bereichen ebenbürtig, wenn nicht sogar haushoch überlegen sind.

Ray Kurzweil, einer der amerikanischen Vordenker und Propheten des digitalen Zeitalters, sieht in seinem Buch „Homo S@piens“ die Evolution schon in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren ihren nächsten großen Schritt machen, nachdem sie es in den letzten Jahrtausenden geschafft hat, biologische Gehirne entstehen zu lassen, die das Universum wahrnehmen und analysieren können. Die Gehirne des modernen Menschen – also unsere – seien nun dabei, eine neue Form der Intelligenz zu schaffen, die auf einer anderen Hardware läuft, die des biochemischen Matsches ihrer Schöpfer nicht mehr bedarf. Kurzweil sieht diesen Transhumanismus nicht als mögliche, sondern als unausweichliche Zukunft. Menschen „unseren“ Schlags gibt es dann vielleicht nur noch in Reservaten, Museen oder Zoos.

Diese MenschMaschinen oder MaschinenMenschen, die sich laut Kurzweil dann längst als neue „Krone der Schöpfung“ verstehen, beherrschen natürlich auch alle von den Menschen zuvor ersonnen Kunstformen perfekt, das Schreiben ebenso wie das Malen und Musizieren. Ja sogar das Versinken in mystischen „Realitäten“, das Empfinden religiöser „Wahrheiten“, sei ihnen gegeben, auch das Philosophieren, das Leiden und das Lachen. Nur der Tod ist ihnen fremd, weil ihre „Seelen“ mit ihrer individuellen Einzigartigkeit jederzeit auf eine neue Hardware umziehen können, die nur einen kleinen Aspekt ihrer Persönlichkeit darstellt, aber dann wieder viele Jahre, Jahrhunderte oder gar Jahrtausende überdauert. Das „verDichten“ ist nur eine der Kunstformen, die von ihnen praktiziert werden – in allen denkbaren Schattierungen, mit Reim, ohne Reim, rhythmisch oder zerbrochen holpernd, formlos oder in feste Formen gebunden. Aber vor allem in einer von Menschen nie erreichten Vielseitigkeit, Menge und auch Qualität, allerdings auf einer intellektuellen Stufe, auf die und der die „alten“ Menschen nicht mehr folgen können, weil ihre Gehirne zu langsam, zu fehlerhaft und mit viel zu wenig Wissen ausgestattet sind.

Nun, bis hierhin werden mir wohl die meisten LeserInnen noch folgen (können), auch wenn schon diese Aussichten alles andere als einfach zu verkraften sein dürften. Die folgenden Gedanken gehen aber noch einen Schritt weiter, obschon sie sich auf uraltes „Wissen“ (Vielleicht wäre es besser, diese Dinge nicht als Wissen, sondern als Ahnen zu bezeichnen) beziehen.




Dass dieser Tausch nicht völlig willkürlich vollzogen wird, liegt auf der Hand, ist doch das „Wort“ eine der elementarsten Code-Formen, die für die Weitergabe von Information erfunden wurde, die erste im Laufe der menschlichen Entwicklung entstandene Zeichenform sogar, mit der Informationen so präzise codierbar waren, dass sie relativ unmissverständlich weitergegeben werden konnten.

Und Gott sprach...

„Sesam öffne dich!“ In „Ali Baba und die vierzig Räuber“ – der Tor zur Felsenhöhle öffnet sich.


Was Sie jetzt zu lesen bekommen, gehört – ich sage das gleich zu Beginn dieser Ausführungen – ganz klar in den Bereich der Spekulation. Aber weil es viel mit meinen verDichtungen zu tun hat, muss ich versuchen, über diese Sachverhalte so viel mitzuteilen wie es mir nach langem Nachdenken und trotz meines eher bescheidenen physikalischen Sachverstandes möglich ist.

Was (mich) an diesem Text besonders irritiert ist seine Entstehungszeit. Wenn alle (meines Erachtens fragwürdigen) hermeneutischen Erklärungen für die Bedeutung und das Benutzen des Wortes „Wort“ in diesem Text beiseitegelassen werden, bleibt als „Skelett“ eine verblüffende Gleichsetzung von „Information“ (oder „Wort“) mit „Gott“ oder – wenn auch nicht mit einem Namen bezeichnet, sondern etwas ausformulierter – dem „Ursprung“ aller Dinge. Diese Gleichsetzung fand „im Anfang“ unserer Zeitrechnung statt, zu einer Zeit also, als an irgendwelche Kenntnisse über die atomaren Grundbausteine des Universums überhaupt nicht zu denken war. Der Verfasser dieser Zeilen konnte nichts wissen über Quantenzustände, über Quantenelektrodynamik oder Welle-Teilchen-Dualismus und ebenfalls nichts über all die anderen Erscheinungen und Rätsel der subatomaren Welten, in denen sich nach den Vorstellungen der modernen Physik die Materie, so wie wir sie von den mit bloßem Auge sichtbaren Dingen kennen, in Energien, Wellen, Felder und „Zustände“ auflöst, denen vor allem eins gemeinsam ist: Sie sind alle nicht stofflich, immateriell.

Und genau das haben sie mit der Information gemein.
Und interessant ist an diesem Text auch, dass es „Im Anfang“ heißt und nicht – wie es im Sprachgebrauch eigentlich üblicher ist – „Am Anfang“. Als hätte dieser „ur-menschliche“ Chronist schon gewusst, dass es sich bei diesem Anfang um etwas handelt, das nicht irgendwie räumlich-linear beschrieben werden kann, sondern umfassender, so wie eine Kugel umfassender ist als ein Bindfaden.

Die normale Sprache mit ihren Begriffen, die zum größten Teil für die makroskopische Welt gelten, genügt schon lange nicht mehr, um anschaulich oder gar exakt zu beschreiben, was da in diesen ganz kleinen „Systemen“ abläuft, und die Formelsprache der Mathematik, mit der die Physiker all das auszudrücken versuchen, ist alles andere als anschaulich und leicht zu verstehen. Insofern bleibt mir nichts Anderes übrig als mit Andeutungen und vielleicht diffusen Beschreibungen das zu beschreiben, was ich vermute.

Um es kurz zu machen:
Ich vermute (vielleicht könnte ich sogar „postuliere“ sagen), dass einer dieser Grundbausteine, aus denen und durch die sich das Universum entwickelt hat, Information ist. Die Ordnung, die die Materie besitzt, ist zweifelsohne eine Grundvoraussetzung dafür, dass es überhaupt etwas gibt, das etwas Anderes da ist als das Chaos, das nach dem Ersten Hauptsatz der Thermodynamik in geschlossenen Systemen zwangsläufig als Endzustand entsteht (Entropie).


In diesen Ausführungen geht es nicht so zu wie in Lehrbüchern; es gibt Begriffe, die relativ weit vorn erwähnt, aber erst einige Seiten später erläutert werden, einige Zusammenhänge werden auch nicht weiter erklärt, weil dies den Rahmen dieser Abhandlung sprengen würde. Wer in diesen Fällen mehr wissen möchte, muss sich auf eigene Faust auf den Weg machen. Manche Passagen sind deswegen und aus anderen Gründen eventuell nicht gleich zu verstehen. Dies sollte zunächst hingenommen und mit der Lektüre fortgefahren werden. Zum Schluss wird dann vieles verständlicher sein und sich bei einem zweiten Lesen – wie oft bei etwas komplexeren Sachverhalten – sicher leichter erschließen.

Ich kann nur zum Durchhalten ermuntern, weil es sich meines Erachtens lohnt, denn am Ende wird klar, dass eine neue Dimension – nicht physikalisch, sondern weltbildlich – betreten wurde.

Wie immer befinde ich mich beim Schreiben in einem ErkenntnisProzeß. So wurde mir erst vor kurzem klar, dass der Begriff der „Bedeutung“ einer eigenen Stellung, vielleicht sogar einer gesonderten Forschung bedarf. So wie es die Physik gibt oder die InformationsTheorie, so sollte es eine Bedeutungslehre oder -forschung geben.

Was sich bisher abzeichnet, ist die Notwendigkeit einer klaren Theorie der Bedeutung. Und dabei kann es nicht sein, dass die Physiker die erste Rolle spielen, die mit ihrer BitZählerei letztlich in den Betrachtungen verharren, bei denen die Codierungssysteme untersucht werden, in oder mit denen Information gespeichert oder kommuniziert wird. Ich komme als Lyriker, als verDichter, aus einer ganz anderen Richtung, aus einer Welt, in der die Bedeutung das Primäre ist. Dies ist eine Welt, in der die Wörter „schillern“ können. Und deshalb ist es eine Quantenwelt, in der es mitunter [sic!] keine Eindeutigkeiten gibt.

Ich betone das „mitunter“, weil auch diese Aussage nicht eindeutig, nicht festgelegt ist. Die Bedeutungen der Wörter und der Aussagen, die durch sie gemacht werden, sind „mitunter“ Quantenzustände, das heißt, dass sie „wahrscheinlich“ so oder so gemeint sein können; was sie wirklich bedeuten, stellt sich erst heraus, wenn sie „betrachtet“ – unter die Lupe genommen – werden. Dann endet ihr Quantenzustand jedoch nicht wie in der Physik bei den Elementarteilchen, sondern er wird nur zeitweilig aufgehoben und stellt sich unmittelbar danach neu her. Die Wörter in Gedichten „schillern“ jedesmal neu, wenn sie betrachtet werden, öffnen sich jedesmal neu für eine andere Sichtweise, für eine neue Aussage. Ihre Bedeutung ist nicht festgelegt, sondern mit ihrer Vielseitig wird bewusst „gespielt“.

Ist das Qubit ein Weg?

Vorhin dachte ich beispielsweise darüber nach, dass ich fast mein ganzes Leben trotz aller Schwierigkeiten und Kümmernisse recht „unbekümmert“ war. Dabei fiel mir auf, das den beiden Wörtern „unbekümmert“ und „bekümmert“ zusätzlich zu ihrer sachlichen Bedeutung eine zeitliche Eigenschaft innewohnt, je nach dem, in welchem Zusammenhang sie benutzt werden. Bei der Aussage „Er machte sich unbekümmert ans Werk.“ bezeichnet das Wort einen eher kurzen, momentanen Zustand; in der Aussage „Er machte einen unbekümmerten Eindruck.“ wird das eher als Dauerzustand verstanden. Allein diese unterschiedliche zeitliche Prägung der Begriffe, die ihnen mehr wie eine schemenhafte Aura anhaftet, wird einem ReinenRechner wohl erhebliche Schwierigkeiten machen. Und wenn in Aussagen wie „Sie kümmerte sich rührend um ihre Gäste.“ bzw. „Es kümmerte sie einen Dreck, was ihre Taten für Folgen hatten.“ das Wort „kümmern“ gedeutet werden soll, wird ein Computer nicht nur alle erdenklichen Zusammenhängen kennen, sondern auch „verstehen“ müssen, dass dieses Wort (so wie zahllose andere Wörter, die als Buchstabenfolgen identisch erscheinen) völlig unterschiedliche Sachverhalte bezeichnen kann. Schon die Kombination mit „rührend“ erfordert es, dass begriffen ist, was wiederum damit gemeint ist, nämlich nicht die Bewegungsabläufe eines Kochlöffels, sondern das Gefühl, das diese intensive Zuwendung beim Betrachter auslöst. Dass die „Rührende“ beim Kümmern nicht verkümmert, weil sie gerade keinen Kummer hat, sattelt alledem noch eins drauf.

Ich wundere mich ob dieser Unterschiedlichkeiten und versuche unter anderem, vom Wortstamm her eine Deutung zu finden. Vor allem aber denke ich darüber nach, was alles zur Lösung des Problems beitragen könnte, denke über mein Nachdenken nach, bin dazu zeitweise völlig gedankenleer, „lausche“ einem nicht näher definierbaren Rauschen in der Erwartung, dass daraus ein Signal kommt, drifte ab in völlig andere Welten, die sich in meinem Kopf wie von selbst zeigen, kehre zurück zu meinen Sachfragen und bisherigen Theorien, aber mit neuen „Empfindungen“, neuen „Ahnungen“, versuche erneut systematisch vorzugehen, finde mich wegen einer leichten Ermattung im Lauschen wieder – und gehe mir einen Kaffee kochen, wobei ich an heißes Wasser, die Kaffeepreise und die baldige Heimkehr meiner Frau denke.

Halten wir fest: Das Phänomen „Information“ gehört zunächst aufgeteilt:
Es gibt die Codierungssysteme, in denen die Zeichen (ob Bits oder Buchstaben oder Zahlen oder Noten oder was auch immer) gezählt werden können und die dazu da sind, Inhalte zu speichern oder zu kommunizieren.

Und es gibt die Bedeutung, die es diesen Zeichen möglich macht, eine bestimmte „Wirkung“ auszuüben. Womit wir schon einen ersten Schritt in der Bedeutungsforschung hinter uns hätten: Die „Bedeutung“ ist somit in einer ersten Definition durch ihre „Wirkung erkennbar, die bei der Informationsübertragung auftritt.

Beispiele für solche Wirkungen...............

Daneben scheint es aber auch noch eine zweite Existenzform der Bedeutung zu geben, nämlich eine, die sich nicht erst im Zuge eines dynamischen Vorgangs wie der Kommunikation aufspüren lässt, sondern eine, die bereits vorher gegeben ist – gewissermaßen wieder Immanuel Kants „Ding an sich“, also die reine Idee, die im Nirgendwo bereits vorhanden war, bevor sie sich materiell in unsere dreidimensionalen Welt einschrieb, die eben dieser dreidimensionalen Welt sogar erst zur Existenz verhalf, indem sie sie in die Lage versetzte, sich gemäß ihrer eigenen Natur (gemeint ist hier die inhaltliche Natur der Bedeutung) zu „formieren“.

Eine der wohl grundsätzlich philosophischen Fragen ist sicher die, woher diese „Bedeutungen“ (Plural!) denn nun kommen. Doch bevor jetzt vorschnell gleich Gott ins Spiel gebracht wird, darf sicher überlegt werden, ob dies auch zufällig geschehen sein kann.

Information (Abkürzung Info, lateinisch informare ‚bilden‘, ‚eine Form, Gestalt, Auskunft geben‘) ist der strukturelle Aspekt physikalischer Wechselwirkungen, der aktionsprägend auf komplexe Systeme wie Menschen oder auch Maschinen wirkt. Sie vermittelt einen Unterschied. Sie ist jeder Übertragung von Materie, Energie oder Impuls als Form aufgeprägt. Den Menschen erreicht sie über alle Sinnesorgane. Sie kann bewusst als Nachricht über einen Kanal von einem Sender an einen Empfänger übermittelt oder unbewusst durch die Form und Eigenschaft eines Objektes ausgesandt werden.

Sie erhält ihren Wert durch die Interpretation des Gesamtgeschehens auf verschiedenen Ebenen, die teils bewusst, größtenteils aber unbewusst abläuft. In ihr reduzieren wir einerseits die Informationsmenge nach bestimmten Algorithmen, filtern sie, z. B. nach unserem Erkenntnisinteresse, erweitern sie andererseits aber auch durch Verknüpfung mit vorhandener Information.

Sie ist dann für uns von Wert, wenn sie unsere Kenntnis über die Welt erweitert: „News is what's different.”[1] Insofern befriedigt sie unser allgemeines Interesse an Wissen über die Welt oder unser spezielleres Interesse, einen Weg zu Verwirklichung eines bestimmten Vorhabens zu finden - oder sie regt einfach nur unsere Phantasie an.

Information ist Gegenstand verschiedener Struktur- und Geisteswissenschaften, kann mathematischer, philosophischer oder empirischer (etwa soziologischer) Begriff sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Information
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So (relativ) einfach es ist, Informationen über die Information zu sammeln, so schwierig ist es, etwas Grundsätzliches über sie auszusagen, etwas, das Bedeutung hat. Und damit ist genau das Wort gefallen, von dem alles abhängt.

Nach der Lektüre einiger – von (hochrangigen) Physikern verfasster, aber zu meinem Glück mehr oder minder populärwissenschaftler – Bücher, in denen es um die Frage geht, was Information nun eigentlich ist und welche Rolle sie im physikalischen Weltbild spielen sollte (denn das tut sie noch immer nicht in dem Maße, das ihr eigentlich gbeührt), ist die Sachlage relativ klar: Alles, was in diesen Büchern über Information ausgesagt wird, sind „Werte“, die aus den unterschiedlichsten Verfahren resultieren, mit denen man der Information messend zu Leibe rückt. Das beginnt beim einfachen „bit counting“, dem Abzählen der Zeichen im Binärcode, der aus Nullen und Einsen besteht und mithilfe dessen einem Computer die Kommandos „Aus“ und „Ein“ („Aus“ und „An“) oder „Ja“ und „Nein“ gegeben werden. Ein Bit (= eine 1 oder eine 0) – so die inzwischen gefestigte Übereinkunft der naturwissenschaftlichen Gemeinde – ist die kleinste Einheit, auf die sich Informationen reduzieren lassen und somit die geeignetste Maßeinheit, um die Größe [sic!] einer Information beziffern zu können.

Mit anderen Worten: Die Naturwissenschaftler beschränken sich auf das, was sie zweifelsfrei und nachprüfbar – also wiederholbar – herausfinden und aussagen können, auf das, was sie schon immer gemacht haben, nämlich aufs Zählen und Rechnen. Sie tun das in der Hoffnung, dass bei diesen Methoden irgendwann etwas zum Vorschein kommt, was sie dazu befähigt, das ganze Geheimnis der Information entdecken und erfassen zu können, nämlich die Frage, um was es sich dabei denn nun eigentlich wirklich handelt. Dass Information weder Materie ist noch Energie noch sonst irgendeine aus der klassischen Physik bekannte Größe, ist soweit wohl schon verstanden und akzeptiert, was aber ihr eigentliches „Wesen“ ist, woher sie kommt und warum sie so elementar für die gesamte physikalische (und auch biologische) Welt ist, dies ist noch immer vollkommen rätselhaft. Ebenso wie – und nun komme ich auf das oben benutzte Wort zurück – der Begriff der „Bedeutung“ bei all diesen Untersuchungen vollkommen ausgeklammert ist.
Und da – so mein Ansatz – liegt der Hase im Pfeffer.

Der Bedeutung eines Wortes oder eines ganzen Satzes ist nämlich mit keiner wie auch immer gearteten MessMethode beizukommen. Schlichtes „bit counting“ kann zwar zu 100 Prozent sicher erfassen (messen), wie „groß“ oder „lang“ beispielsweise das Wort „Brot“ ist – nämlich exakt 32 binäre Zeichen (32 Bit). Das Wort „Brot“ liest sich binär geschrieben so: 01000010 01110010 01101111 01110100(dies ist die genaue binäre Schreibweise für Brot), aber was und wieviel dieses Wort bedeutet, wird durch dieses Verfahren nicht einmal angedeutet. Das Wort „Brei“ hat nämlich ebenfalls genau 32 Bit (01000010 01110010 01100101 01101001), aber dass es sich in der Welt der Menschen um völlig unterschiedliche Dinge handelt, lässt sich mithilfe dieser Zählerei in keiner Weise erkennen. Dies wäre ohnehin nur einer Person möglich, die den Binärcode so leicht zu lesen verstünde wie alle alphabetisierten (deutschsprachigen) Menschen die Wörter „Brot“ und „Brei“ lesen können.




Wir müssen den Brotkorb höher hängen.
01010111 01101001 01110010 00100000 01101101 11111100 01110011 01110011 01100101 01101110 00100000 01100100 01100101 01101110 00100000 01000010 01110010 01101111 01110100 01101011 01101111 01110010 01100010 00100000 01101000 11110110 01101000 01100101 01110010 00100000 01101000 11100100 01101110 01100111 01100101 01101110 00101110 (504 Bit/63 Byte)

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