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Ein Zeitungsmensch wundert sich:

Was ist eigentlich Information?


s ist vielleicht ein wenig peinlich, weil es so spät geschah, aber ich will es so erzählen wie es sich vor ungefähr 26 Jahren zugetragen hat, als mir das Wort Information mitten im Leben plötzlich auffiel. Es muss 1995/-96 gewesen sein, also in der Zeit der Anfänge des "WWW" (WorldWideWeb), als der Begriff Informations-Zeitalter geboren und von vielen (auch von mir) eifrig nachgeplappert wurde. Ich war nach dem Tagesgeschäft von der Online-Redaktion der Berliner Morgenpost im Bus auf dem Heimweg in Berlin-Kreuzberg - und urplötzlich - wie das mit Ideen oft geschieht - standen diese Begriffe vor meiner Stirn (von innen betrachtet).

Es kann sein, dass ich im Bus noch ein paar Sekunden herumgerätselt habe, was diese Zeit denn dazu berechtigt, sich als Ära der Information auszugeben, zumal es Informationen doch schon zuvor in ordentlichen Mengen gegeben hatte. Aber dann war der Moment auch schon gekommen, in dem ich stutzte, weil mir auffiel, dass ich noch niemals wirklich darüber nachgedacht hatte, was diese Information denn überhaupt sei, in deren Zeitalter ich mich nun angeblich befinden sollte.

Als Zeitungsmensch hatte meine Aufgabe mehr als zwei Jahrzehnte lang darin bestanden, tagtäglich Informationen zu sichten, zu erzeugen und zu bearbeiten, damit die Leserinnen am nächsten Tag möglichst gut informiert wurden. Ob es um Berichte über Unfälle, Politik, Musiker, Maler, Fußballvereine oder Kaninchenzüchter ging, immer hatte ich es mit Informationen zu tun, mit Sprache, damit, die besten Formulierungen zu finden, falsche Wörter zu eliminieren oder schlicht damit, Satzzeichen einzufügen (oder gegebenenfalls zu verbessern, wenn die Texte von anderen Journalistinnen geschrieben worden waren).

Und trotzdem hatte ich bis zu diesem Tag noch nie darüber nachgedacht, womit und woran ich da jeden Tag arbeitete. Der erste Gedanke, der sich sofort einstellte, war der, dass Information völlig immateriell ist, weder Materie noch Energie, nicht aus Atomen besteht und nicht aus Strahlen oder Wellen - eigentlich "nur" aus Gedanken oder Gedankenfetzen. Über die Erscheinungsformen von Information, zum Beispiel als elektrische Signale, mathematische Formeln, Programmiersprachen oder Bits & Bytes, wollten sich zu diesem Zeitpunkt noch keine klaren Gedanken herausbilden. Also begann ich damit, über ein einfaches Szenario nachzudenken, bei dem Information eine leicht erkennbare und vor allem leicht beschreibbare Rolle spielt:

er zum Beispiel in einer Gaststätte - so mein schlichtes Bild aus dem Alltagsleben - nach der Lektüre der Speisekarte bei der Bedienung eine Bestellung aufgibt, löst mit dieser Informationsübermittlung eine Flut an Vorgängen aus, die in der materiellen Welt stattfinden, die technisch-physikalisch messbar sind, in Einheiten aufgezeichnet werden können, wobei diese Einheiten den unterschiedlichsten Bereichen angehören, zum Beispiel Geschwindigkeit, Weg, Kräfte, Gewichte, Lautstärke, Energie.

Die Kellnerin geht in die Küche, bewegt beim Sprechen unter anderem ihren Mund, legt einen Zettel mit der Bestellung auf den Tresen, der Koch beginnt mit der Zubereitung des Essens mit all den dazugehörenden Verrichtungen wie Wasser erhitzen, Fleisch schneiden, Töpfe heben, Pfannen schwenken...

Was passierte da also genau?

Ein Gast hat auf den Kellner mit seiner Bestellung eine ganz & gar immaterielle Information übertragen, auf Grund derer der Kellner in der materiellen Welt aktiv geworden ist. Die Informationsübertragung hat also die materielle Welt verändert, hat dazu geführt, dass sich Materie verändert. Nicht nur Materie, denn die Weitergabe der Information an das Information verarbeitende "System" namens "Koch" ist ein weiterer Vorgang, der auf Grund der ersten Informationsübertragung stattfand, aber dies sei nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt. Entscheidend ist, dass die in der mündlichen Bestellung codierte Information zu einer Veränderung (in) der materiellen Welt geführt hat.

Das geschieht nicht immer, wenn eine Information übermittelt wird; es kann zum Beispiel sein, dass die Information genau dazu führt, dass sich nichts verändert:
„Bleiben Sie sitzen!“
An diesem Beispiel wird klar, dass nicht die Veränderung das entscheidende Phänomen ist, sondern die Tatsache, dass Information einen Einfluss ausübt, dass es eine Wirkung in die materiellen Zuständen hinein gibt, die von einer rein „geistigen“, einer vollständig immateriellen Wirklichkeit ausgelöst wurde.

oweit ungefähr kam ich mit meinen Überlegungen während dieser Busfahrt, und danach dauerte es wieder Tage oder gar Wochen, bis ich mich daran erinnerte, dass es da noch offene Fragen gab, und ich begann, mich neben meinen eigenen Überlegungen auch nach Literatur zum Thema umzusehen. Hier seien jedoch zunächst nur meine eigenen Gedanken geschildert.

Dass Materie auf Materie wirkt, so die Fortsetzung meiner Überlegungen, ist zwar bis in die tiefsten Schichten der Dinge hinterfragt und oft genug ebenfalls ein faszinierender Vorgang, aber er ist letztlich immer erklärbar, kann beschrieben und beweiskräftig wiederholt werden und sollte damit zwangsläufig in seinem Ablauf festgelegt sein. Doch das schien bei den Vorgängen anders zu sein, die durch die nicht-stoffliche Information ausgelöst werden.

Auch wenn es eher selten vorkommen dürfte, so ist es doch vorstellbar und durchaus nicht völlig „verrückt“, dass die Kellnerin nach der Bestellung nichts tut, dass sie sich zum Beispiel weigert, die in der Bestellung codierte Information weiterzugeben. Vielleicht, weil sie gemerkt hat, dass der Gast kein Geld hat und die Zeche prellen will oder weil der Gast so stinkt, dass es für alle anderen Gäste eine unzumutbare Großzügigkeit dem Stinker gegenüber wäre, ihn nicht vor die Tür zu befördern. Oder der Kellner könnte just in dem Augenblick, in dem die Bestellung vollständig ausgesprochen wurde, in Ohnmacht fallen, was nichts mit dem Inhalt der Bestellung oder mit dem Geruch des Gastes zu tun hat, sondern mit dem schwachen Kreislauf des Kellners, der nach sieben Stunden hektischer Kellnerei unverhofft zusammenbricht.
Sowas ist allervermutlichst schon vorgekommen.

Zu den nicht leicht zu erklärenden (und auch schwer zu thearpierenden) und oft auch völlig unerklärlichen Wirkungen von Informationen auf biologische (also materielle) Systeme gehören viele Arten der Phobien - zum Beispiel die Platzangst, also die Angst vor großen Plätzen oder Räumen oder auch die Höhenangst.
Beide Ängste werden oft schon allein durch die gedankliche Vorstellung des Angst auslösenden Objektes hervorgerufen, mit großer Sicherheit aber durch den direkten Anblick, und führen zu heftigen seelischen und körperlichen Reaktionen wie Panikattacken, Schweißausbrüchen, Zittern, Schwindel und sogar zu so starken körperlischen Beschwerden, dass die Betroffenen das Gefühl haben, in den nächsten Augenblicken sterben zu müssen.
Auch die Arachnophobie (Angst vor Spinnen) ist eine Reaktion auf eine solche nur optische Information, durch die ein biologisches System erheblich beeinflusst werden kann.

uch umgekehrt gibt es eine solche Wechselwirkung zwischen Information und Materie. Um im gewählten Bild zu bleiben, stelle man sich vor, der Gast stinke so sehr, dass Kellner und Kellnerin zueinander „Puuuhh! Hier müffelt’s ja abscheulich!“ sagen. In diesem Fall haben sich die Moleküle, die den Gestank verursachen, auf der Riechschleimhaut angelagert und haben eine „Kaskade“ von zellularen Vorgängen ausgelöst, wodurch schließlich die Wahrnehmung im Gehirn (olfaktorische Wahrnehmung) eingeleitet wurde, die in der Aussage der Bedienungen ihren sprachlichen „Ausdruck“ gefunden hat.
Die molekular (materiell) "codierte" Geruchs-Information wurde von Kellner oder Kellnerin in eine völlig immaterielle Sprachnachricht umgewandelt, die auch noch von einem weiteren Gast empfangen wurde (er schaut auf und rümpft die Nase) - und diese ganze Situations-Information kann bei allen Beteiligten im Gedächtnis gespeichert werden, was noch Wochen oder Monate später beim Auftauchen eines ähnlichen "Duftes" dazu führt, dass die Situation im Lokal sofort wieder erinnert wird, zusammen mit der Stimmung, vielleicht sogar mit dem Bild des stinkenden Gastes, den Geräuschen und den Lichtverhältnissen von damals.

Soweit schien mir alles klar zu sein und weder Widerspruch noch Unverständnis provozieren zu dürfen. Ein bisschen problematischer wurde es, als ich versuchte, diese Wechselwirkung zwischen Information und Materie genauer zu betrachten. Und damit meine ich jetzt nicht die im Prinzip bekannten Vorgänge der Informationsspeicherung (Bücher, SchallplattenSpieler, Tonbänder, CD, Festplatten, RAM oder menschliches Gedächtnis) und Weitergabe (das Sprechen, Lesen, Singen, Hören, Sehen, Senden oder inzwischen auch alle bereits funktionierenden Formen der Implantate) und die dabei ablaufenden Vorgänge und deren Gesetze und Bedingungen. Dass Sender und Empfänger darauf angewiesen sind, bei der Informationsübermittlung einen Code zu benutzen, der von beiden verstanden wird, ist zum Beispiel eine solche Bedingung, die als selbstverständlich gilt und über die nicht weiter gesprochen werden muss. Das Gleiche gilt dafür, dass zum Beispiel Lautstärke und Tonhöhe beim Senden den auditiven Fähigkeiten des Empfängers angepasst sein müssen. Das UltraschallGepiepse der Fledermäuse beispielsweise ist für unsere Menschenohren nicht wahrnehmbar. Auch Hunde hören „besser“ - oder richtiger: Sie hören „mehr“.

Mir ging es also nicht um die Frage, durch welche Mechanismen die Wirkung von Information auf die materielle Welt zustandekommt, sondern um den eigentlichen Kern dieser "Befehlskette", der in der Frage besteht, wie es kommt, dass die Materie überhaupt "versteht", was ihr bei der Informationsübertragung "befohlen" worden ist.

Und damit war ich bei der in Fachkreisen berühmten Trias von Syntax => Semantik => Pragmatik angekommen, von der ich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste, weil ich mir die diesbezügliche Literatur noch nicht zugelegt hatte. Man kann es auch kurz machen:

Ich war darauf gestoßen, dass die Bedeutung (Semantik) "innerhalb" der Information eine zentrale Rollen spielen muss, weil eine Wirkung beim Informierten nur dann zustandekommt, wenn der die Nachricht der Informierenden auch verstehen kann. Aber dazu später mehr und vor allem logisch klar nachvollziehbare Gedanken.

Und nun muss ich einen recht großen Zeitsprung machen, weil die chronolgische Erzählform jetzt nicht mehr greift - zu groß sind die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Erkenntnis-Fortschritten. Und auch die Entdeckungen, die ich gewissermaßen am Wegesrand machte, sollen nun zunächst geschildert werden, weil sie in diesen Zwischenzeiten stattfanden.



Hier muss jetzt eine Überleitung auf die Milchmädchenrechnugn kommen, also auf die zentrale Rolle der Bedeutung...


rgendwann fiel mir auf, dass das "Wort" eine zentrale Rolle spielt, wenn es darum geht, dass ein Mensch einem anderen etwas mitteilen möchte, wenn wir uns gegenseitig über Sachverhalte, Gefühle oder abstrakte Überlegungen informieren oder wenn wir versuchen, uns gegenseitig durch sprachlich codierte Informationen zu beeinflussen. Und mir fiel ein, dass es fantastische bis übersinnliche Informationsversuche durch Wörter gibt, wenn es zum Beispiel um die Kräfte geht, die durch bestimmte Worte (angeblich) freigesetzt werden können: Zaubersprüche, Flüche, Segnungen oder auch Liebeserklärungen.

Unbestritten ist sicher zudem, dass musikalische Informationsbündel (Gesang plus Klavier- oder Gitarrenbegleitung zum Beispiel) stark auf die Gefühlswelt von Menschen (auch auf Tiere oder Pflanzen) wirken können, ebenso wie optische (siehe Phobien) Signale. Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen, sondern darum, dass ich mich beim Nachdenken an Passagen aus der Bibel erinnerte, bei denen das "Wort" eine überaus wichtige Rolle spielt:

Das Evangelium des Johannes im Neuen Testament der Christen – verfasst wurde es vermutlich im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, es ist also inzwischen fast 2.000 Jahre alt – beginnt mit den Worten

„Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht,
und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was gemacht ist.“


Bedenkt man, dass das Wort "Wort" für eine zentrale Möglichkeit steht, Information zu codieren, zu übermitteln und auch zu speichern, und es somit gwissermaßen problemlos als Synonym für "Information" stehen kann, wird es ausgesprochen mystisch.

Ich schreibe jetzt den oben zitierten Passus aus der Bibel noch einmal auf, aber das Wort „Wort“ (natürlich plus zugehörigem Artikel) tausche ich gegen "Information" aus:

„Im Anfang war die Information,
und die Information war bei Gott,
und Gott war die Information.
Dieselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dieselbe gemacht,
und ohne dieselbe ist nichts gemacht,
was gemacht ist.“


Die Übersetzung "Wort" geht auf den griechischen Begriff "Logos" zurück, dessen weitere Deutungen, die es dazu vor allem seitens der kirchlichen Institutionen und Lehrmeinungen gibt, ich an dieser Stelle einfach weglasse, weil sie ideologisch (religiös) indoktriniert und daher für eine unabhängige Betrachtung nicht geeignet sind.

Eine Analogie zu der Macht des "Wortes" gibt es zudem ganz am Anfang der Bibel, diesmal im Alten Testament. "Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht."(1. Moses,3)
Auch hier führt es zu einem erstaunlichen Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das Sprechen Gottes in der oben erwähnten Austauschbarkeit als das Übertragen von Information gedeutet werden kann.

Dazu später mehr, aber es wäre gut, wenn es beim Lesen der folgenden Ausführungen im Auge behalten würde. Zunächst seien Vorgänge geschildert, die jede/r aus dem Alltagsleben kennt.

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