<= Zurück

[<<] 1 2 3  

[ Sie befinden sich in der Rubrik: Lyrikologie ]







Start |
Inhalt |
Vorworte |
Tagebuch |


verDichtungen |

Dämonisches |
Fips&Fratz |
Lob & Tadel |
Verluste |
Lebensläufe |
RundumDumm |
Ende |
Spende |

I

Kacka & Kakao
Von Schimpfwörtern, Kraftausdrücken und ihrer betrüblichen Sonderrolle


ls Anna an ihrem fünften Geburtstag die neue Bluse von oben bis unten mit Kakao bekleckerte, war sie einen Augenblick fassungs- und sprachlos. Dann entfuhr es ihr: "Ach du Scheiße."
Jetzt war Oma Grete fassungs-, aber keineswegs sprachlos:
"Anna! Du gehst jetzt sofort ins Badezimmer und wäschst dir den Mund aus - aber mit Seife", befahl sie mit erhobenem Zeigefinger. Anna rührte sich nicht – "Scheiße darf man sagen. Mama hat gesagt, dass das nur ein anderes Wort für Kacka ist." – und in ihren Augen funkelte der Triumph. "Scheiße, Scheiße, Kacka, Kacka", wiederholte sie mit offensichtlichem Vergnügen und ergänzte verschmitzt, aber mit erkennbarem Verwundern „Kacka und Kakao". Und dann lachte sie schallend wie nur Kinder lachen können und wiederholte noch einmal glucksend "Kacka und Kakao".

Darf man Votze oder Möse sagen? Oder Pimmel oder Schwengel? Was ist mit Arschloch, Furz oder Drecksau? Oder um sozialpolitisch zu werden: Was ist mit Judensau? Steht das Wort eigentlich im Duden? Nein, es steht nicht drin, aber Judenstern. Darf man Judensau sagen? Darf ich es hier schreiben? Kommt es auf den Zusammenhang an?
Darf die "Judensau" an der Wittenberger Stadtkirche hängen bleiben und dort weiter antisemitischen Umtrieben Vorschub leisten (siehe Bild)?
Bei Wikipedia erfahre ich: "Öffentlicher Gebrauch solcher Ausdrücke gegen Menschen ist in Deutschland als Beleidigung (§ 185 des Strafgesetzbuchs), in schweren Fällen auch als Volksverhetzung (§ 130) strafbar. Ähnliche Straftatbestände gelten in Österreich mit § 115 StGB und in der Schweiz mit der Rassismus-Strafnorm (§ 261bis StGB)." (https://de.wikipedia.org/wiki/Judensau ).
Ich meine mich an Filme über die Nazizeit zu erinnern, in denen es gesagt - oder sogar gebrüllt wird. Dürfen die das? Und wenn ja, warum dann nicht auch andere? Darf man Pippipapst oder Pissgott sagen oder schreiben? Pisspott scheint eher erlaubt zu sein - vielleicht sogar für Anna. Oder Jesusarsch? Was ist mit Kanzlerhure, Votzenmutter, Arschkuh, SchlappSchwanz oder FickerFürst?

Sind diese Wörter für Sie jetzt schlimm genug oder kennen Sie andere, die ihrer Meinung nach noch "schlimmer“ sind?
Gibt es überhaupt böse oder schlimme Wörter, also solche, die verboten sind oder sein sollten - zumindest für noch jüngere Geburtstagskinder als Anna? Und werden diese Wörter dann mit zunehmendem Lebensalter immer legaler und immer weniger schlimm und böse?

Auch in den Communities oder Foren des Internet gibt es viele solcher verbotenen Wörter, die dazu führen können, dass der Beitrag, den jemand verfasst hat und veröffentlichen will, vom System abgelehnt wird. "System" meint hier eine Software, die darüber wacht, dass die Texte, die von jedem geschrieben werden können, den "Regeln" entsprechen, dass sie "politisch korrekt" sind, keinen Anstoß erregen, niemanden "verletzen". Das „System“ kann nicht mehr, als einzelne Wörter zu überprüfen - vielleicht ändert sich das aber durch die Künstlichen Intelligenz (KI), wenn auch Zusammenhänge erkannt werden können. Bis jetzt hat das jedoch schon zu manch komischer Situation geführt, weil irgendein Computer, der als Aufpasser programmiert war, schon „Feuer!“ schrie, weil jemand das Wort Brust benutzt hatte – und das ist nach der Überzeugung vieler korrekter Menschen – vor allem amerikanischer – ein böses Wort, obwohl es in diesem Fall im Zusammenhang mit medizinischen Inhalten gebraucht wurde; es ging um Brust-Operationen. Tja, dumm gelaufen. Aber die "korrekten" Menschen dieser Erde werden deshalb ja nicht klüger, ändern nicht ihre Standpunkte, denn sie gehören fast ausnahmslos zu denen, die unbedingt dumm sterben wollen. Meinetwegen dürfen sie das auch – und meinetwegen auch sofort.

Das Dumme dabei ist eben nur, dass diese Korrekties oft auch Machties sind, die an den Schaltstellen ihrer kleinen Welten großen Einfluss haben. Und dass sie alle irgendwann einmal ausgestorben sein werden, ist ganz klar einer meiner Herzenswünsche.
Aber ich weiß.... jaja, ich weiß ja... die sterben nicht aus - und schon gar nicht auf einen Schlag.

n den Anfangsjahren meiner VerDichter-Laufbahn stieß ich sehr bald auf Wörter, die sich zwar auf andere Wörter reimten, bei denen ich mich aber fragte, ob ich sie verwenden darf, ob es der hohen Kunst angemessen sei, derart profan infiltriert zu werden. Das war die Zeit, in der ich noch nicht aus dem Paradies der Hoffnung vertrieben worden war, der Hoffnung darauf, dass alles gut wird.

Und es gab keine Vorbilder für das Benutzen schmutziger Wörter in Gedichten. Ob Morgenstern, Ringelnatz, Rilke, Henry Heine, Goethe, Hesse, Erich Fried, ......... , bei keinem der angesehenen und für mich damals (und teilweise auch noch heute) vorbildlichen Vertreter groß(artig)er verDichtungen tauchen solche Begriffe auf. Selbst bei so nüchternen Reimern wie Georg Heym, Gottfried Benn oder Erich Kästner fanden sich keine derartigen Eskapaden, auch nicht bei mir bekannten Expression-, Surreal- oder Dadaisten. Dafür sind bei vielen dieser - zumeist zu Recht - hochgelobten "ver"Dichter massenhaft lateinische oder griechische Namen oder Begriffe zu finden, über die ich mich oft ärgere, weil ich meistens ein Lexikon brauche.

Jedenfalls begann ich mich zu fragen:
  • Könnte es sein, dass es auch für Wörter eine Rassenfrage gibt?
  • Darf es für einen VerDichter solche Wörter geben, darf er sich - egal von wem und egal warum - Wörter verbieten (lassen), sie vermeiden, auch wenn sie gerade wunderbar passen würden?
  • Muss der VerDichter auf ein Wort verzichten, obwohl es sich inhaltlich und formal durch kein anderes ersetzen lässt und auch auf andere Weise nicht verDichtet werden kann, was durch dieses Wort ausgedrückt werden soll?
  • Darf er zu diesem Zweck jede Grenze überschreiten, an allen Tabus rütteln?
  • Dürfte mich als VerDichter all das abhalten, mich, der ich noch in den tiefsten Finsternissen der seelischen Bergwerke als "Schatzsucher" unterwegs bin, um vielleicht doch eines Tages belohnt zu werden, wenn es inmitten des Abraums funkelt und nach wenigen "Handgriffen" der schimmernde Diamant in voller Schönheit sichtbar wird?
  • Würde ich verbotenes Terrain betreten, wenn ich es trotzdem täte?
  • Wäre es die Entweihung heiligen Bodens, eine Verfehlung, die durch nichts wieder gut zu machen wäre?
  • Verlöre ich die Unschuld wie angeblich eine Frau, die augenblicklich ihre "Unschuld" verliert, wenn sie das erste Mal fickt? (Ist es nicht bezeichnend, dass Männer durchs "Vögeln" nicht ihre „Unschuld“ verlieren können? Warum wohl nicht? Vielleicht, weil sie schon vorm Geschlechtsverkehr "schuldig" waren?)
  • Wäre es das Wagnis wert, obwohl die Folgen verheerend sein könnten?
  • Wäre es eine Todsünde, die mir als Lyriker nicht verziehen würde?
  • Und wie kommt es, dass ein Wort allein in der Regel wirkungslos ist, aber die Aneinanderreihung, durch die eine Aussage entsteht, sehr wirksam sein kann?

    ie erste meiner Fragen klingt merkwürdig, ist aber gar nicht so abwegig. Schon in der Schule wird im Deutschunterricht der Unterschied zwischen "Umgangssprache" und "Schriftsprache" thematisiert, wobei die "Schriftsprache" die wertvollere - oder sagen wir doch einfach: die bessere - Sprache ist, so wie für Rassisten die eigene Hautfarbe oder generell die eigene Abstammung wertvoller sind als Haut&Herkunft anderer Menschen. Wer sich umgangssprachlich ausdrückt, es sei denn, es geschieht absichtlich und nur als Ausnahme, wird schief angesehen, wird für seltsam, vielleicht einfach für ein bisschen dämlich gehalten (Na gut, nennen wir es "ungebildet", was oft nur ein hochsprachliches Synonym für "dämlich" ist.) und verliert für die sprachlich "besseren" Menschen rasch an Wert.
    Warum werden Ausländer in Deutschland (Aus anderen Ländern kenne ICH das umgekehrt nicht!) oft herablassend behandelt, wenn sie unsere Sprache nicht perfekt beherrschen?

    Sprache als Bewertungssystem funktioniert und kann als Kriterium benutzt werden, um Güteunterschiede zu empfinden oder zu behaupten, ohne solche Unterschiede wörtlich ausformulieren zu müssen. Es reicht, dass jemand sprachliches Unvermögen zu erkennen gibt, um schlecht beurteilt zu werden, nicht anders, als habe er "Stinkefüße" oder Mundgeruch!
    Was also unterscheidet in dieser Hinsicht eine Sprachform von einer Hautfarbe?
    Beides eignet sich, um andere Menschen abzuwerten, beides dient als Begründung bei rassistischen Angriffen, und bei der sprachlichen Diskriminierung funktioniert Verachten sogar bei der gleichen Hautfarbe.

    Anzumerken bleibt bei alledem noch ein Zwischengedanke, der nicht ganz in den bisher geschilderten Zusammenhang passt: Es ist die Frage, was es wohl veränderte, wenn sich die „hoch“sprachlich Ausdrückenden (das sind ja auch ganz überwiegend die „Höher“Gestellten – womit sich das (mein) Urteil über diese Mitglieder der Menschheit schon andeutet) der GossenSprache bemächtigen würden, sie sozusagen „salonfähig“ machten. Was würde es wohl gesellschaftsklimatisch bewirken, wenn das sogenannte „Prekariat“ seiner WortWaffen beraubt (weil sie ihre Schärfe und ihren verletzenden Charakter verloren hätten), die Mittel- oder Oberschichten hingegen ihres Dünkels ledig miteinander sprechen würden, ohne sich wegen der Wortwahl gegenseitig beargwöhnen zu können?

    Ich will an dieser Stelle klarstellen, dass es mir nicht um einen Disput darüber geht, dass es doch darauf ankomme, wie lange jemand schon hier lebe, ich will auch keine Erörterungen, bei denen mit Hinweisen auf die Richtig- und Wichtigkeit von Tabus argumentiert wird, auf die sprachliche Ebene (elaborierter oder restringierter Code), auf die Situation, auf den Zusammenhang, auf die Absicht(en) der Sprechenden oder Schreibenden, auf die geistige Heimat der ZuhörerInnen oder AdressatInnen. Das ist alles selbstverständlich und bedarf hier keiner erneuten Darstellung.
    Vielmehr geht es mir einfach nur darum, ob es Wörter gibt, die verletzen können, einfach so, nur weil es sie gibt und weil sie benutzt werden, gesagt oder geschrieben. Und die deshalb weder gesagt noch geschrieben werden sollten oder dürften.

    ines Tages (in einer Vorweihnachtszeit etwa 1980 oder 81) wollte - nein, MUSSTE - ich es ausprobieren, musste wissen, was (mit mir) passiert, wenn man beim Schreiben eines Gedichtes diese schlimmen Wörter nicht nur zu vermeiden versucht, wenn man sie vielmehr direkt sucht und absichtlich benutzt. Ich merkte bald, dass sich das unmittelbar auf Themenwahl und Inhalt auswirkt, dass sich diese Wörter nicht einfach so hinschreiben lassen, sondern ihren Tribut fordern. Plötzlich suchten meine Gedanken all jene "Gegenden" ab, in denen sich diese Wörter besonders gern aufhalten, in denen sie sich zuhause fühlen, weil das Umfeld dieser Wirklichkeiten gut zu ihnen passt. Zwar weiß ich nicht mehr, welches Wort mich jeweils in welches Umfeld zerrte und in welcher "üblen Gegend" mir welche "schlimmen Wörter" begegneten, aber es waren jedenfalls Gefilde, in denen ich mich gedanklich sonst nicht so beständig bewegte, die mir aber natürlich bekannt waren und die ich mir zumindest vorstellen konnte. Und je länger ich mich darin aufhielt, um so reichhaltiger und vielfältiger wurden die sprachlichen und inhaltlichen Welten, aus denen ich dichterisch schöpfen konnte.

    Und so begann ich mit dem "HurenHaus", das nach seiner Fertigstellung natürlich erstmal wieder jahrelang irgendwo in den Papierbergen herumlag, bis ich es Ende der 90er Jahre (des vorigen Jahrtausends - in Zahlen: Vor etwa 30 Jahren) noch einmal zu Gesicht bekam. Und plötzlich war ich neugierig, ob meine seinerzeitige Scheu vor diesem Vokabular überhaupt begründet gewesen sei, und ich beschloss - erneut einige Jahre später -, es einfach dort zu veröffentlichen, wo seit geraumer Zeit jeder veröffentlichen konnte: im Internet, in einem der vielen "Diskussionsforen".

    Wenn ich mein "HurenHaus" heute lese, sehe ich immer wieder sofort, dass es vor allem zwei Themenbereiche sind, aus denen ich diese "schlimmen" Wörter beziehe: Sexualität und Religion. Und es ist natürlich ebenso schnell klar, wieso diese beiden Sprachwelten als Lieferanten so ergiebig sind: Es sind die Lebensbereiche mit den meisten Tabus, durch die auch verbale Angriffe als besonders schmerzlich empfunden werden und deshalb wohl auch nicht selten zu radikalen und oft gewalttätigen Reaktionen derer führen, die diese Wörter "abbekommen". Man denke nur an die islamistischen Morde, die durch die MohammedKarikaturen in der französischen SatireZeitschrift „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 ausgelöst wurden. Elf Menschen mussten es mit dem Leben bezahlen, dass die Zeitschrift Späße über den Propheten gemacht hatte.

    Mir hat es im Verlaufe dieser verDichtung jedenfalls einen Heidenspaß“ gemacht, diese „schlimmen“ Wörter im „HurenHaus“ zu benutzen. Für meine Poetologie, für deren Entwicklung, war es sogar ein sehr wichtiger Schritt. Diese „schlimmen“ Wörter waren etwas, das mir von den Erwachsenen (Eltern, Erziehungsgehilfinnen, Großeltern, Tanten etc.) im Kindesalter verboten wurde und was ich später mir auch selbst nicht mehr erlauben konnte und wollte: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder“ (Franz Josef Degenhardt) – und bediene dich somit bitte auch eines anderen, eines „besseren“ Vokabulars. Insofern ist dieser Besuch im „HurenHaus“ auch eine Abrechnung mit einer verlogenen Erziehung nicht nur durch meine Eltern, sondern vor allem mit den Schulen und anderen gesellschaftlich opportunen Gruppen – und ganz richtig, vor allem mit mir selbst, mit (m)einer bigotten Bürgerlichkeit und nicht zuletzt auch pietistisch konditionierten Selbsterziehung.

    Es war eine regelrechte Befreiung, sowohl aus den Zwangsjacken der auch heute, ja, heute fast wieder besonders lebendigen und immer noch akzeptierten und als kompetent anerkannten WortVerbieter, als auch von meiner anerzogenen Unfähigkeit, die Welt angemessen, und damit zutreffend zu beschreiben. Endlich hatte ich Zugriff auf das Instrumentarium, mit dem sich die Lieder des Daseins so singen ließen, dass es nicht mehr falsch klang, keine verlogenen oder falschen „Töne“ mehr zu hören waren.

    in Vergleich mit der Gegenwart (ich habe jetzt Dezember 2023) und den Ausgangsjahren des letzten Jahrtausends (bei den Zeiten davor zeigt es sich noch deutlicher) lässt zumindest einen erheblichen Unterschied erkennen - vielleicht kann man es sogar Sinneswandel nennen. Selbst vermeintlich honorige Personen scheuen sich kaum noch, ob in Interviews, Talkshows, in Filmen oder bei ähnlich offiziellen Gelegenheiten, Wörter wie "Arsch" oder "scheißen" oder auch "ficken" zu benutzen. Und das geschieht einfach so, ganz ohne ein "Entschuldigen Sie bitte meine Wortwahl!" oder schiefes Grinsen. Vor dieser Zeitenwende war es unvorstellbar, dass ein Joachim Fuchsberger, Hans-Joachim Kuhlenkampff oder Peter Frankenfeld, von ähnlich situierten Damen ganz zu schweigen, ein solches Wort in den Munde genommen hätten, selbst abgekürzt als Aaaa... oder schsch... wäre es einer Erwähnung in ähnlich zurückhaltenden Medien Wert gewesen.
    Vielleicht würde mein „HurenHaus“ inzwischen zu weniger Wirbel führen, zumal es schon lange weit wüstere Texte gibt (siehe weiter unten den Passus über die Rap-Texter).

    Das Zotige im „HurenHaus“, dem augenscheinlich eine Art Stammtischniveau anhaftet, ist zudem eine folgerichtige Weiterentwicklung des Gebrauchs dieser „bösen Wörter“. Es ist der Versuch – wie oben bereits angedeutet – diese Wörter „salonfähig“ zu machen, sie so zu benutzen, dass sie ihren gewissermaßen a priori vorhandenen Minderwert verlieren, weil ihnen durch den Zusammenhang ein Mehrwert angedichtet wurde, der sie aus ihren Niederungen aufsteigen und zu vollwertigen Mitgliedern einer normalen und notwendigen welt- und lebensbeschreibenden „Hoch“Sprache werden lässt.

    „Hässliche Wörter für das Hässliche in der Welt“


    o lautet die Formel, die für mein “HurenHaus“ angewendet wurde, denn in einem solchen Etablissement herrschen auch ganz real fast ständig Zustände, die so übel sind oder sein können, dass es mit Wörtern kaum zu sagen ist – selbst mit den "schlimmsten" nicht und mit „anständigen“ schon gar nicht. Wer es dennoch mit dem „politisch korrekten“ Vokabular versucht, sagt nicht mehr die Wahrheit, kann gar nicht die Wahrheit sagen. Und deshalb hatte ich schon während des VerDichtens des "HurenHauses" auch eine Art Bewusstseins-Erweiterung, nämlich die Erkenntnis, dass Menschen lügen und zur Lüge anstiften, wenn sie Wörter verbieten (oder zum Verbieten anstiften wollen).

    Das sind die Menschen, die die "hässliche" Wahrheit nicht "wahr"nehmen wollen, auf keinen Fall aber davon hören oder lesen – so wie die Mitglieder des hier dargestellten Internetforums. Und auch wegen dieses Menschenschlags ist es mir wichtig, dass meine Verse an Deutlichkeit keinen „Wunsch“ offen lassen, dass das Direkte, Verletzende, Harte und Hässliche möglichst aus allen Zeilen trieft, dass die Wörter ein mit Blut und Kotze besudeltes Dasein, diese längst waidwund geschossene Welt, mit der größtmöglichen Präzision und Treffsicherheit beschreiben – sich zu einem Leichenlied zusammenschließen und den grausigen Grabgesang für etwas anstimmen, das einfach nicht sterben will, obwohl es den Tod schon tausendmaltausendfach verdient hat.

    nd hier folgen nun die in der Weihnachtszeit (ausgerechnet vor Weihnachten!) entstandenen Verse, die ich zunächst als reines Experiment gedacht, dann aber, je mehr das Gedicht Gestalt annahm, ernsthafter verfolgt und schließlich beendet hatte, so gut es technisch möglich ist auch in der Optik dieses Internetforums. Der zwar nicht ganz vollständige, aber in sich stimmige und vielsagende Auszug bildet somit auch eine Art "Auftakt" innerhalb der Einführung dieser "Lyrikologie", weil darin etwas sichtbar wird, was ich als eine der großen Themenlinien dieses Buches bezeichnen möchte: das Zusammenzucken und Erstarren oder Explodieren einer Leserschaft, die von einigen Versen, von ein paar Zeilen, die nur mit - zugegeben: mitunter "schmutzigen" - Wörtern gefüllt sind, ganz offensichtlich so unangenehm "berührt" ist, dass sich diese Leserinnen (hier die "Forensikerinnen") in regelrechten Tiraden ergehen oder schier verzweifelt selbst versuchen, beim Verseschmieden zu demonstrieren, was sie können und für gelungener oder richtiger halten.

    Diese wütenden Reaktionen haben – ebenso offensichtlich – etwas mit den Wörtern in diesem „HurenHaus“ zu tun, mit ihrer Wirkung. Um diese Wirkung der Wörter, ihre Macht, die Macht der Sprache – ganz besonders aber um die Macht, die Lyrik haben kann (oder könnte bis müsste) – geht es in diesem Buch, nicht immer, aber sehr oft, so wie es auch immer wieder darum geht, warum Lyrik diese Kraft oft nicht hat oder verloren hat.



    12-03-2004 / 07:33
    Katalysator
    Mitglied seit: Mar 2004
    Postings: 5

    [Posting #1]


    Diese Stadt, dieses Land, diese Welt, dieses Leben ...

    Nehmt euch dieser Verse an - ihr müsst sie bewahren,
    weil sie mit euch irgendwann in die Hölle fahren.

    Inventur im HurenHaus
    In dem Loch der Löcher
    Zieht manfrau die Liebe aus
    Amors SchierlingsKöcher.

    Seht, dort kotzt ein DauerGast
    Der hat schwer gesoffen
    Er hat seine Frau gehasst
    Und sie hier getroffen.

    Drüben kreucht die EheFrau
    Sie kann nicht mehr ficken
    Darum lässt die arme Sau
    Sich hier kaum noch blicken.

    Nachts
    Ganz nah am Notausgang
    Buhlen bleiche Leichen
    Gruppensex und Chorgesang
    Gleiche unter Gleichen

    Dazu krächzt der Papagei
    Der kann Votze sagen
    Und er schreit auch Polizei
    Wenn sich Tunten schlagen.

    Köstlich! auch - der DomFickar
    Kann es kaum begreifen
    Aber es ist wirklich wahr
    Er hat einen Steifen!

    Nebenan im Séparée
    Kriechen wahre Christen
    In den Arsch der Heilsarmee
    Um ihn auszumisten.

    Und in diesem Lotterbett
    Kreischen fette Fürsten
    Wenn Corinna & Colette
    Ihre Würste bürsten.

    Vorsicht! vor dem HurenKind
    Es hat schwarze Zähne
    Die voll Gift & Galle sind
    Schenkt ihm eine Träne!

    Gleich sind wir im KinderPuff
    Präsentiert die Ruten!
    Und dann feste ruff & druff
    Bis die Vötzchen bluten.

    Hört ihr's?
    Nun erklingt Musik
    Leere leise Laute
    Jeder trägt im HurenKrieg
    Seine Markt zu Haute.

    __________________
    Katalysator
    Zuletzt geändert von Katalysator am 12-03-2004 um 07:44

    12-03-2004 / 01:00
    Morena Jablonski
    Member
    Mitglied seit: Apr 2002
    Postings: 55

    [Posting #2]

    Toll. Marilyn Manson für Sozialhilfeempfänger.

    12-03-2004 / 01:14
    Klede
    Moderator
    Mitglied seit: Nov 2001
    Postings: 6610

    [Posting #3]

    Klingt, als haette Benzini Antabus mit Speed verwechselt.

    12-03-2004 / 01:25
    Jeremy
    Restaurator
    Mitglied seit: Jan 2003
    Postings: 4465

    [Posting #4]

    Ich bin prinzipiell gegen Gedichte mit Ficken drin. Immerhin wird sich Tobler vreuen.

    12-03-2004 / 01:49
    Bartholmy
    Member
    Mitglied seit: May 2001
    Postings: 2552

    [Posting #5]

    Und ich bin gegen Gedichte
    mit Binnenmajuskeln;
    außer sie sind von mir
    oder sie sind lustig.

    12-03-2004 / 02:06
    Angelika Maisch
    Moderatorin
    Mitglied seit: Jan 2001
    Postings: 6104

    [Posting #6]

    dies ist kein Jammertal für sie, Katalysator.
    Ich denke, sie sollten weiterziehen.
    Vielleicht in die unermäßlichen Weiten des Weltraums.
    Dort scheinen Monde und die Sterne sind mild.

    12-03-2004 / 02:11
    Frau H aus B
    Moderatorin
    Mitglied seit: Apr 2001
    Postings: 8425

    [Posting #7]

    BinnenMajuskeln sind fuer VollSpackos.

    12-03-2004 / 07:33
    Katalysator
    Mitglied seit: Mar 2004
    Postings: 5

    [Posting #8]

    Genau so hatte ich mir Leser vorgestellt:
    Ahnungslos, meist gottesfürchtig und nachmittags ab fünfe taz lesend im Café M in der Goltzsraße - natürlich einen CaféLatte aufm Marmortischchen...

    Und als Sahnehäubchen obendrauf noch eine Moderation, die offensichtlich was gegen die Hölle hat - aber ebenso offensichtlich längst vom Teufel geritten wird, denn sonst hätte sie erkennen können, dass die drei Pünktchen im Subject (...) die "Kuraufenthalte" auf AlphaCentauri, im AndromedaNebel sowie in den metaphysischen Weiten selbstgebrannter SchwarzerLöcher andeuten.

    Aber wer noch nicht mal Punkte richtig lesen kann...
    __________________
    Katalysator


    12-03-2004 / 08:37
    Klingeltonk
    Member
    Mitglied seit: Aug 2001
    Postings: 3778

    [Posting #9]

    Das ist mit Abstand die größte Scheiße, die ich in diesem Forum jemals gelesen habe.

    Und das jämmerliche Gegreine da direkt über mir macht es nun wirklich nicht besser.

    12-03-2004 / 10:11
    Edding Kaiser
    Mitglied seit: Mar 2001
    Postings: 8131

    [Posting #10]

    Das ist wirklich sagenhaft dämlich, ärgerlich erbärmlich geradezu. Kann man das nicht einfach wegkratzen und den Katalysator ohne Ankündigung, Abstimmung oder ähnlich demokratischen Quatsch sofort sperren und die Tür hinter ihm zunageln? Das wird doch nichts mehr, nie.
    __________________
    Für Inge


    12-03-2004 /
    Angelika Maisch
    Moderatorin
    Mitglied seit: Jan 2001
    Postings: 6104

    [Posting #11]

    dafür bin ich auch.
    Sollte sich nicht innerhalb einer Stunde ein Sturm der Entrüstung erheben, fege ich den Schrott kurzerhand zusammen und begleite den Katalysator vor die Tür.
    Right?

    12-03-2004 /
    Katalysator
    [Member]
    Registrierungsdatum 03. 2004
    Ort: Berlin
    Postings: 6

    [Posting #12]

    Hab' ich eure heile Welt demoliert?
    Oder seid ihr tatsächlich einfach unfähig, Wahrheiten und Wirklichkeiten zu sehen?
    Wechselt doch einfach mal die rosarote Brille gegen ein Nachtsichtgerät. Vielleicht geht's dann...

    12-03-2004 /
    Edding Kaiser
    Registrierungsdatum 03. 2001
    Postings: 8.131

    [Posting #13]

    Wahrheiten und Wirklichkeiten? In diesem corpsstudentischen Klowand-Opus da oben stecken Wirklichkeiten und Wahrheiten?
    Mannmannmann, nehmen Sie Ihren Onkelhumor und verfügen Sie sich in den nächsten Irish Pub, ich bitt' Sie schön.

    12-03-2004 /
    Benzini
    Registrierungsdatum 10. 2001
    Ort: Bromberg
    Postings: 5.864

    [Posting #14]

    Hilfe, ein lyrischer Depressionist im Heilsgewand!

    12-03-2004 /
    Jeremy
    Postings 4.465

    [Posting #15]

    Aber bitte nicht löschen, das klang teilweise ein wenig so durch in verschiedenen Postings, ja?

    Abgesehen davon möchte ich mich gegen zwei tolldreiste Unterstellungen wehren, nämlich gegen die vorgeworfene "Gottesfürchtigkeit", selten bin ich als ehemaliger Vize-Europameister im Altarschänden (Speyer '87) so beleidigt worden, vor allem aber gegen diese widerliche Behauptung, im Café M gäbe es Marmortische.

    12-03-2004 /
    Katalysator
    [Member]
    Registrierungsdatum 03. 2004
    Ort: Berlin
    Postings: 7

    [Posting #16]

    Keine Marmortische im "M"?
    Dann muss ich meinen vor 12 Jahren woanders geklaut haben.
    Sorry!

    12-03-2004 /
    bettyford
    Registrierungsdatum 03. 2001
    Postings: 6.690

    [Posting #17]

    Meine Mutter sagte immer "Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf den 4. Februar 2033." [*] [*]


    12-03-2004 /
    Ewa
    Member
    Registrierungsdatum 03. 2004
    Ort: Schöneberg
    Postings: 1

    [Posting #18]

    Bin zwar neu und ganz zufällig hier reingeraten, aber jetzt muß ich mich doch mal kurz einmischen.

    Ihr solltet euch mal in aller Ruhe zurücklehnen und das Gedicht ein zweites mal lesen. Ich finde es prima.

    Mußte ein paar mal schmunzeln, sogar lachen. Habt ihr keinen Humor? Oder zu viele Schranken im Kopf? Oder passt es einfach nicht in euer "sauberes" Forum?

    Ihr fühlt euch angegriffen, moralisch beleidigt? Wer kehrt denn hier die "Sauberfrau" raus?

    Habt ihr die letzten Zeilen übersehen?
    Das Gedicht hat alle Merkmale echter gebundener Sprache: "... Leere leise Laute...", das ist doch wunderbar.

    12-03-2004 /
    Der Admiral
    MaybachMember
    Registrierungsdatum 11. 2002
    Postings: 3.240

    [Posting #19]

    Stimmt.
    Ich muß auch immer schmunzeln, wenn jemand Kinder fickt, bis sie bluten.

    12-03-2004 /
    Klede
    Moderator
    Registrierungsdatum 11. 2001
    Postings: 6.610

    [Posting #20]

    Ewa, wenn Ihnen dieses Gedicht gut gefallen hat, moechte ich Ihnen folgende Autorin ans Herz legen: Friederike Kempner [Verlinkung v. verDichter eingefügt]. Wurde mir heute von einem anderen Forumsmitglied empfohlen.

    12-03-2004 /
    Angelika Maisch
    Moderatorin
    Mitglied seit: Jan 2001
    Postings: 6.104

    [Posting #21]

    Ewa: wir fühlen uns gar nicht angegriffen oder moralisch beleidigt.
    Wir mögen nur keine schlechten Gedichte.
    Und schmunzeln sie vorsichtshalber hier nur hinter vorgehaltener Hand.
    Dieses Forum ist nämlich komplett humorfreie Zone.
    Hier ist schon manch einem das Lachen im Halse stecken geblieben und er ist elendiglich daran erstickt. Und das ist kein schöner Anblick, kann ich versichern.

    12-03-2004 /
    Lotta Krach
    Registrierungsdatum 07. 2001
    Postings: 3.415

    [Posting #22]

    Mir ist, als säh' ich (und ich seh' es gern!)
    Ein Schloß - und es ist gar nicht fern.

    12-03-2004 /
    Die gemeine Fichte

    [Posting #23]

    Wenn wieder von gewollt ganz frechen
    neulingen tristes hingerötzchent
    dann wolln mir nicht nur äste brechen
    tief von der wurzel wird gekötzchent.

    12-03-2004 /
    Windhund
    Registrierungsdatum 11. 2001
    Postings: 2.024

    [Posting #24]

    [Hab' ich eure heile Welt demoliert?
    Oder seid ihr tatsächlich einfach unfähig, Wahrheiten und Wirklichkeiten zu sehen ?
    Wechselt doch einfach mal die rosarote Brille gegen ein Nachtsíchtgerät. Vielleicht geht's dann...]


    Sie haben nciht meiner Welt demoliert, sie haben einfach unglaubliche Scheisse geschrieben und das martert mein Hirn.
    Dies' führt zu Schmerzen in den Synapsen und dazu dass ich hier so klar schreiben muss.
    Und die Anderen auch in diesen Forum.

    Es tut mir leid das ich es so deutlich sagen muss, ..
    ach nehmen wir Onkel Marcel Reich und sagen " dieses Gedicht isst drrreck drrreck drrreck es geht mal wiederrr nurrr um Ficken Ficken Ficken."

    12-03-2004 /
    Katalysator

    [Posting #25]

    Ich bin etwas überrascht und zugleich sehr zufrieden, dass mein "HurenHaus" einen solchen Aufschrei provoziert.

    Exakt mit dieser Absicht wurde das Gedicht geschrieben.

    Was ich mich jedoch frage:

    Wie kann es sein, dass nur die Verse wahrgenommen werden, bei denen es sich laut Windhund angeblich nur ums Ficken dreht?

    Gibt es da nicht auch

    Inventur im HurenHaus
    In dem Loch der Löcher
    Zieht manfrau die Liebe aus
    Amors SchierlingsKöcher.


    Oder:

    Nebenan im Separée
    Kriechen wahre Christen
    In den Arsch der Heilsarmee
    Um ihn auszumisten.


    ....

    Hört ihr's?
    Nun erklingt Musik
    Leere leise Laute
    Jeder trägt im HurenKrieg
    Seine Markt zu Haute.


    Um nur einige zu nennen, in denen das Ficken gar keine Rolle spielt.

    Warum werden diese (sehr wichtigen!) Teile einfach überlesen?

    Ist "ficken" ein solches Reizwort für die hier versammelte Leserschaft, dass beim ersten Anblick die Sicht komplett für alles andere getrübt wird?

    Oder isses nicht vielleicht doch einfach so, dass auch im Restleben der Teilnehmer, im handelsüblichen Alltagsbewusstsein, diese Wirklichkeiten einfach ausgeblendet werden?

    Gibt es nicht die Scharen pädophiler Priester?
    Gibt es keine Kinderpornographie?
    Gibt es keine Wüstlinge in dieser Welt?
    Gibt es nicht eben jenen "Drrrrreck" im Übermaß und überall?

    Oder darf sowas nur nicht lyrisch verDichtet, beim Namen genannt, werden?

    Und warum nicht, wenn doch ganz zum Schluss eine sehr klare und eindeutige Bilanz dieser "Inventur" gezogen wird?

    Vielleicht lese ich hier ja ein paar hinlänglich kluge Antworten, die mich belehren oder gar bekehren können...

    12-03-2004 /
    Windhund
    Registrierungsdatum 11. 2001
    Postings: 2.024

    [Posting #26]

    Nur um Ficken ist OK.
    Aber inverbindung mit dem Drumherum macht es Schmerzen.

    12-03-2004 /
    bettyford
    Registrierungsdatum 03. 2001
    Postings: 6.690

    [Posting #27]

    Bitte hier nachlesen, Katalysator

    http://www.hoeflichepaparazzi.de/for...484#post142484

    12-03-2004 /
    Katalysator
    Registrierungsdatum 03. 2004
    Postings: 7

    [Posting #28]

    Das soll auch weh tun!
    Denn das, was da beschrieben wird, schmerzt in der LebensWirklichkeit noch viel mehr.

    Und zum "TrollDasein":
    Das Gedicht ist etwa 23 Jahre alt. Da gab es weder das Internet noch solche Foren, in denen man herumtrollen konnte. Aber schon damals und noch viel früher gab es Texte und Gedanken, die so sehr schmerzten, dass die Urheber gekillt wurden.

    Sokrates (daher kommt der "SchierlingsKöcher") beispielsweise oder die Geschwister Scholl oder auch Jesus.

    Alle hingerichtet, weil sie die Wahrheit schonungslos dargestellt haben.

    Nun denn, ich erwarte den Scharfrichter...

    12-03-2004 /
    Der Admiral
    Registrierungsdatum 11. 2002
    Postings: 3.240

    [Posting #29]

    Da Sie arme, verfolgte Seele sich auch noch auf eine Stufe mit Sokrates, den Geschwistern Scholl oder auch Jesus stellen, könnte ich mir schon vorstellen, daß der Scharfrichter für Sie zu schade ist.
    Eine Arschmakrele in den Hintern und ein Tritt reicht bei Ihrer Sorte völlig.

    12-03-2004 /
    bettyford
    Registrierungsdatum 03. 2001
    Postings: 6.690

    [Posting #30]

    Ahhh, jetzt wird mir einiges klar, alles was Sie brauchen sind folgende drei Dinge:

    (bitte in den Mund stecken)

    (bitte auf den Kopf setzen)

    Bitte auf die Nase klemmen.

    Danke.

    12-03-2004 /
    Angelika Maisch
    Registrierungsdatum 1. 2001
    Postings: 6.104

    [Posting #31]

    kommt schon, Katalysator.
    Scharfrichter bin heute ich.
    Noch ein letztes Wort?
    Was nachdenklich machendes vielleicht?
    Oder was anklagendes?
    Vielleicht auch was zum schmunzeln?
    Egal. Verabschieden sie sich von ihren neuen Freunden, ich hab nicht ewig Zeit.

    12-03-2004 /
    Angelika Maisch
    Registrierungsdatum 1. 2001
    Postings: 6.104

    [Posting #32]

    wäscht sich das Blut von den Händen
    So.
    Den Strang kann man noch etwas stehen lassen, zur Mahnung und Abschreckung.
    Danach wird er wohl am besten im Giftschränk aufgehoben sein.
    Wofür hat man das teure Stück denn schließlich angeschafft?

    12-03-2004 /
    Der Admiral
    Registrierungsdatum 11. 2002
    Postings: 3.240

    [Posting #33]

    reicht Frau Maisch ein fluffiges Frotteehandtuch

    12-03-2004 /
    Angelika Maisch
    Registrierungsdatum 1. 2001
    Postings: 6.104

    [Posting #34]

    irgendwie tun sie mir ja doch immer leid, die armen Tölpel.
    Aber es war nur zu seinem Besten.
    Man mußte ihn erlösen, sein Seelenheil stand auf dem Spiel.
    Er hat auch nicht lange gelitten, ich versichere das.

    12-03-2004 /
    honz
    Registrierungsdatum 4. 2001
    Postings: 4.238

    [Posting #35]

    Ich glaube, was Katy nicht versteht ist, daß seine Gedichte einfach schaurig schlecht sind, daß es um die Inhalte gar nicht geht, dieser, nun gähn, verbitterte Saft eines vom Leben enttäuschten Moralisten.

    Was ich fast tragisch finde, er denkt, seine Inhalte seien die Provokation, auf Grund dessen er flog - Hey Lance, alter KampfDenker, denken sie das mal bis an die Grenzen des Denkbaren.

    freundlichst,

    honz

    P.S. Und, denken sie mal nicht so viel nach, über Woher komme ich?Wer bin ich?Warum bin ich da?Wohin gehe ich? Sehen sie, ich bin Stoiker, ich weiss das, bzw interessiere mich nicht dafür, möchte ihnen aber dennoch die Lektüre des großen Antipoden der Stoa, Epikur empfehlen, und bitte Sie, dies ohne das Ihnen eigene Resentiment gegen Akademiker und Universitäten zu tun, ich verstehe sowieso nicht, warum sie Epikur nicht in auf ihrer Literaturliste haben.

    Ihre Literaturliste übrigens, ist, außer William Faulkner, totaler Käse, sie drehen sich um sich selbst, guter Mann.

    12-03-2004 /
    bettyford
    Registrierungsdatum 03. 2001
    Postings: 6.690

    [Posting #36]

    honz, er ist gesperrt, er kann dir nicht antworten.

    12-03-2004 /
    honz
    Registrierungsdatum 4. 2001
    Postings: 4.238

    [Posting #37]

    dessen war ich mir durchaus bewusst, wie wir Engländer sagen.

    12-03-2004 /
    Herr Genista
    Ort: Klingenstadt Solingen
    Registrierungsdatum 04. 2001
    Postings: 7.024

    [Posting #38]

    Bitte dieses Mahnmal stehen lassen, späteren Generationen zur Dings. Ist doch ganz lehrreich und inspirierend:

    Im sogenannten InterNett,
    dem virtuellen GeistesPuff,
    schreibt mancher User zwar adrett,
    doch trotzdem hauen alle druff.

    Er klagt in klingendem Geklingel,
    und zeigt mit FinGern, doch worauf?
    Dann sagt er "Ficken", grinst, der SchlinGel,
    und gibt den MenSchen Rätsel auf.

    Den Menschen fehlt wohl das ertraGen,
    wird Zeit, daß das mal jemand klont,
    denn hat mal einer was zu sagen,
    wird er geschickt, wohin er wohnt!

    Das ist doch nicht geRecht!
    Das ist doch Karl SkanDall!
    Darüber schrieb schon Brecht!
    Und, glaube ich, Stendhal!

    Wenn man nun also schnell ein FaZieht,
    wird hier doch Wahrheit grob verlacht,
    weil jeder nur ein fades Werk sieht,
    und dann als Lehrer PitschPatsch macht!

    (Das kommt so hin, gell, Katy? Sie brauchen dann jetzt also nicht mehr zu antworten, auch nicht unter neuem Namen. Geiler SerVice, oderWas?)
    Posting #39 und #40 wegen Bedeutungslosigkeit ausgelassen...

    12-03-2004 /
    Pubertierchen
    Registrierungsdatum 4.2004
    Postings: 3

    [Posting #41]

    Laßt mir den nur ungehudelt,
    denn, wenn allzu streng vernudelt,
    stirbt die zarte Dichter-Pflanz´!

    ´S ist sein zweites Postig erst,
    drückt ihn lieber stumm ans Herz,
    anstatt ihm den Mut zu nehmen!

    Selten sah ich mehr versprochen
    von des künft´gen Reimers Seel´.
    Laßt den Mut ihm ungebrochen!
    Auch zum Backen braucht man Mehl.

    (Und das frohe Osterfest,
    ist das nicht das Fest der Liebe?
    Gebt ihm hier ein kuschlig´ Nest
    Und nicht schon zu Anfang – Hiebe!)

    (Die Postings #42 bis #56 (danach war Schluss) habe ich ebenfalls wegen Bedeutungslosigkeit weggelassen. Wer sich das anschauen möchte - solange es das noch gibt -, möge bitte in diesem Internetforum mit Berliner Lokalkolorit nachsehen, wo das Original "Im Keller oder Die Archive des Schweigens" bei Wir hoeflichen Paparazzi noch (!) zu finden ist. Vorher muss man sich registrieren, kann dann aber über die Suche mit dem Suchwort "HurenHaus" auf den "Strang" zugreifen...) Wer dort nicht fündig wird, erhält hier die gepackten Dateien mit den vollständigen Beiträgen...


    as also richten Wörter an?
    Welche Macht haben sie oder können sie haben?

    Auch auf diese Frage habe ich mit meinem "HurenHaus" eine Antwort versucht, habe ausprobiert, diese Wörter zu benutzen, sie aber in einen poetischen Rahmen oder Kontext gesetzt, in dem sie ihre Boshaftigkeit sowohl verlieren als auch ins Unerträgliche steigern sollten! Letzteres ist bei diesem Versuch, so jedenfalls ist aus den Reaktionen fast aller "Forensiker" zu entnehmen, ganz offensichtlich gelungen, allerdings offenbar so gut, dass diese Leserschaft nicht mehr in der Lage war, den Vers "Leere leise Laute" sowie die gesamte letzte Strophe wahrzunehmen. Das Gift aus "Amors SchierlingsKöcher" aus der ersten Strophe war offenbar sehr wirksam.

    Aus den Reaktionen auf meine Verse ließe sich manche Schlussfolgerung ziehen, aber das überlasse ich zur Hauptsache gern den Leserinnen dieser Zeilen. Vieles ist so offensichtlich entlarvend, dass allein schon das genaue Hinschauen auf das, was da geschrieben wurde, sowohl die Wirkung der "HurenHaus"-Wörter als auch die sozialen und geistigen Positionen der "Forensiker" erkennen lässt. Nur ein Beispiel dafür ist die Reaktion von "Morena Jablonski": "Toll. Marilyn Manson für Sozialhilfeempfänger." ganz am Anfang.
    Völlig unabhängig davon, ob ich den amerikanischen Sänger künstlerisch für beachtenswert halte, ist dieser Vergleich angesichts des Lebens von Manson zwar eine Annäherung an mein "HurenHaus", aber dass die Verfasser(in?) "Sozialhilfeempfänger" unmissverständlich als Synonym für "Minderbemittelte" benutzt, verrät sehr deutlich, wes Geistes Kind sie/er ist.

    Dass ich in diesem InternetForum unter dem Pseudonym „Katalysator“ auftrete, hat etwas mit der Funktion zu tun, für die ein solcher „Gegenstand“ in der technischen Welt eingesetzt wird: Es ist ein Ding, das einen Prozess beschleunigt oder einleitet, sich selbst aber nicht verändert. Um es ins Menschliche zu übertragen kann gesagt werden, dass sich dieser „Katalysator“ treu bleibt. Und das ist ein Verhalten, das schon mitten in die Poetenwelt führt, weil Joachim Ringelnatz es als zentrales Thema im zweiten Teil ("Und wenn sich der Letzte dir entfernt“) einer Gedicht-Kombination erwähnt, deren erster Teil wiederum ein wichtiges Zeugnis bei einer weiteren zentralen Frage dieses Buches ist: Es ist die Frage, was als „Kunst“ gelten sollte oder darf oder kann - und auch dazu gibt der Schöpfer des" Kuttel Daddeldu" poetisch unter der Überschrift Kunst Auskunft. In diesem Gedicht von Ringelnatz passt vor allem der Vers "Die dritten hinken abseits vom Haufen." gut zum "Katalysator" und seinen Kritikern (Zu dieser "Trilogie" gehört wohl auch noch dieser kleine Vorspann).

    Hans Gustav Böttichers (so der bürgerliche Name von Joachim Ringelnatz) Verse lassen sehr deutlich werden, welch hoher Anspruch dem kleinen Wörtchen "Kunst" innewohnt. Und ich kenne keinen anderen "Fachmann", der das, was unstrittig der Kunst zugehörig sein kann, so treffend und verständlich, aber auch als ein solch strenges Postulat formuliert hat. Diesen Anspruch nehme ich auch für mich in Anspruch, und ihm widme ich mich theoretisch - aber auch anhand vieler Beispiele aus der Praxis - in meinen Ausführungen unter der Überschrift "Maler und Anstreicher". Es ist auch der nächste Klick hier in dieser Rubrik...

    Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass das „Geheimnis“, wer hinter diesem "Katalysator" steckt, von einem der „Forensiker“ ansatzweise gelüftet wird, er verzichtet aber darauf, konkret zu werden, obwohl er den „Katy“ gut zu kennen scheint ([Posting #35] von „honz“). Daher sei es hier kurz erklärt: Meine Bekanntheit (auch als "Katalysator") geht allervermutlichst auf meinen seinerzeit noch vorhandenen Internet-Site "www.tod.de" zurück, auf den auch eine andere "Forensikerin" Bezug nimmt; siehe dazu den Beitrag von "bettyford" [Posting #17]. Denn auf "www.tod.de" hatte ich seinerzeit bereits auf meinen selbst gewählten Todestag (4. Februar 2033) hingewiesen, so wie aktuell auch wieder hier, wobei sich das Datum mit Rücksicht auf den Geburtstag meiner Frau geändert hat.
    "honz", "bettyford" und allen voran auch "Angelika Maisch" gehören übrigens anscheinend zu einem "Menschenschlag", an den ich bei dieser verDichtung gedacht hatte. Sie werden mir das harte Urteil sicher nachsehen, da auch sie von Zimperlichkeit nichts zu halten scheinen...

    Aber was sollten für mich die Reaktionen in diesem Forum bedeuten?
    Finde ich jetzt plötzlich mein "HurenHaus" scheiße (Oh, Entschuldigung - ein Kraftausdruck!)?
    Oder bleibe ich bei der Haltung, die ich als "Katalysator" schon im Forum angedeutet habe? Im Gegensatz zu "Angelika Maisch" (und vieler ihrer Mitstreiter) halte ich das "HurenHaus" keineswegs für ein schlechtes Gedicht. Ich gebe zu, dass ich an einigen Details noch einmal nachbessern könnte, aber das sind nur Kleinigkeiten.
    Immerhin zeigt sich eine "Ewa" [Posting #18] offen und verteidigt meine Verse. Und auch die Antworten (oder das "FaZieht") von "Herr Genista" [Posting #38]) oder dem "Pubertierchen" [Posting #41] verdienen es durchaus, als - von einem Mindestmaß an Toleranz beseelt - Diskussionsbeiträge ernstgenommen zu werden.

    s sind die gängigen Bezeichnungen für die von mir benutzten „verbotenen“ Vokabeln, die zur Klärung des hier verhandelten Problembereichs beitragen können: Zumeist handelt es sich um „Kraftausdrücke“ oder „Schimpfwörter“, wobei die letzte Bezeichnung hinsichtlich ihrer Bedeutung fast unmittelbar klar ist. Dass diese Wörter aber auch als „Kraftausdrücke“ bezeichnet werden, ist für mich wieder eine dieser in der Sprache aufschimmernden Wahrheiten, an denen gerade einer, der sich im weitesten Sinne als Philologe sieht, also als einen, der die Wörter liebt, deren Freund ist, nicht achtlos vorbeigehen kann.

    Welche „Kraft“ wird denn da gemeint gewesen sein als dieser Begriff entstand?
    Welche „Kraft“ wurde von jenen empfunden, die bestimmte Ausdrücke als „Ausdrücke von Kraft“ sahen, also als Wörter, in denen eine Kraft zum Ausdruck kommt, Wörter, die womöglich sogar zur Übertragung dieser Kraft von einer Person zur anderen dienen?
    Und gibt es vielleicht sogar Wörter oder Wortkombinationen, die zu besonderen Kraftentfaltungen führen?

    Das Lexikon für die Herkunft der Wörter hilft bei alledem nur bedingt. Die „Wörter“ hätten sich die „Kraft“ angeeignet, weil sie als BeKräftigungen benutzt wurden – behauptet die Etymologie. Wer jemandem zu verstehen geben will, dass dieser Jemand zu viele kalte Lötstellen im Oberstübchen hat, kann das so tun wie ich es jetzt hier ausgedrückt habe, aber wenn dieser Jemand – vielleicht aufgrund der kalten Lötstellen – nicht begreift, was ihm verständlich gemacht werden soll, kann mit einem „Kraft“Ausdruck nachgeholfen werden: „Du bist ein Schwachkopf.“ bekräftigt das zuvor mit den Lötstellen bildhaft und damit sehr zurückhaltend Gesagte auf direkte und damit nachdrückliche Weise, so nachdrücklich, dass eine Beleidigungsklage Aussicht auf Erfolg hätte. Das Wort „Schwachkopf“ hat dafür allervermutlichst genug AussageKraft.

    Dass diese „Wörter der Kraft“ fast ausschließlich dem „Club der bösen Wörter“ angehören, ist dabei noch eines besonderen Gedankens wert, denn Ausdrücke, die man dem Kreis der „guten“ Wörter zurechnen könnte, gelten meines Wissens in nicht einem einzigen Fall als „Kraftausdruck“ oder „Kraftwort“. Der „Sauhund“ ist ein eindeutiger Vertreter der Kraftwörter, „Hasilein“ hingegen gilt zwar als Kosewort, aber niemand käme wohl auf den Gedanken, es den Kraftausdrücken zuzurechnen. „Hasilein“ ist nett, aber kraftlos. (Sollte es von dieser Beobachtung Ausnahmen geben, auf die ich im Augenblick gerade nicht komme, so muss dafür sicher die Regel gelten, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Das ist ja die Bedeutung des Wortes „Ausnahme“, dass Sachverhalte nur dann als Ausnahmen auftreten können, wenn es eine „Regel“ gibt, von der sie ausgenommen sind.)

    Beim Versuch, so etwas "herzustellen", also "gute Kraftausdrücke" zu erfinden, scheitere ich kläglich: "Riesenliebling", "Superschatz", "Mein Ein und Alles" oder auch "Lieblingsfrau" klingen alle zwar niedlich, aber doch eher verkrampft, wenn nicht sogar missverständlich oder leicht lächerlich.
    Vielleicht fehlt mir einfach die Phantasie...

    Warum gelten nicht auch Kosenamen oder -worte als „Kraftausdrücke“? Warum ist dieser Begriff ganz klar negativ konnotiert? Ist der Begriff „Kraftwort“ vielleicht einfach nur dumm gebildet worden – von Kraftmeiern, deren Stärken unterhalb der Unterlippe angesiedelt sind?
    Selbst wenn das so wäre, erklärt es nicht die tiefer gehende Frage, warum ausnahmslos alle Kraftwörter mit negativer Bedeutung aufgeladen sind, aber kein einziges positiv geladenes Wort als Kraftwort verstanden wird. Eine mögliche Antwort auf diese Frage lieferte wohl eine erschreckende Auskunft über die Sprechenden, die es offenbar nicht für nötig halten, ihre freundlichen, liebevollen und dem Gegenüber zugewandten Mitteilungen mit aussagekräftigen Ausdrücken zu verstärken, zu bekräftigen.

    So wenig Bedeutung wird augenscheinlich dem Kompliment, dem Lob, der Liebeserklärung, der Bestätigung und was es an positiv „geladenen“ Mitteilungskategorien sonst noch gibt, beigemessen, dass die „bekräftigende Vergewisserung" offenbar nicht stattfindet, es nicht für wichtig erachtet wird, ob eine positive Aussage beim Empfänger auch zweifelsfrei und unmissverständlich ankommt. Auch die Gemütsverfassung der Sprechenden scheint dabei generell eher eine gemäßigte zu sein, während bei den negativen Mitteilungen die überschäumende Wut, die blinde Aggression oder der verletzende Zynismus den Einsatz von bekräftigenden Wörtern offenbar zwingend fordern, so zwingend, dass sich sprachliche Strukturen danach ausgerichtet haben.

    Was sind das für Wesen, die für „Ich liebe Dich.“ keine auf ein Wort verdichtete Verstärkung kennen, aber für „Ich kann Dich nicht ausstehen.“ gleich ganze Bündel von Kraftausdrücken ersonnen haben und sie gedanken- und gewissenlos fast ständig im Munde führen? Das genauer zu untersuchen – auch das erspare ich an dieser Stelle mir und Ihnen. Das Ergebnis würde allervermutlichst einmal mehr bestätigen, warum ich es immer wieder als äußerst unangenehm empfinde, zu den Menschen zu gehören. Der Verdacht, dass auch die Kraft, die durch diese "bösen" Wörter transportiert wird, nur eine "böse" Kraft sein kann, die zerstören und verwunden will, drängt sich auf.

    n meiner verDichtung "TollwutTestament" habe ich zumindest schon einmal die Absicht formuliert, mit meinen Versen die größtmögliche Wirkung zu erzielen - wobei die Wendung ["mit dem man tötet"] sowohl wörtlich genommen werden darf, jedoch auch in dem Sinne gemeint ist, dass nicht gleich ein "Jemand" getötet wird, sondern auch ein "Etwas", zum Beispiel eine Lebenseinstellung.
    Auch die Frage nach den Anforderungen, nach den Prämissen und Bedingungen, unter denen ich verDichte, musste in all den Jahren beantwortet werden, und auch das wurde schließlich verDichtend gelöst - auch die folgenden verDichtungen haben noch dieses Thema.

    Wie weiter oben gesagt, will ich mit meinen verDichtungen die Wirklichkeit so eindringlich wie möglich abbilden, und dafür habe ich als Bezeichnung den Stabreim "Drastische Deutlichkeit" gewählt oder gefunden, mit der ich dieses Ziel zu erreichen hoffe, nicht nur, aber sehr oft genau dann, wenn ich die richtigen Wörter finde. Und wenn sie richtig sind, sind sie auch gut – oder schön, und – vor allem: Sie sind deshalb dann erlaubt! Denn wer sie verbieten will oder möchte, dass sie verboten werden – von wem und wie auch immer – ist gefährlich, weil solche Menschen andere Interessen haben als wahrhaftig zu sein. Sie wollen verbergen, vertuschen, verschweigen, vernebeln, in manchen nachvollziehbaren Fällen vielleicht auch nur schonen.

    Diejenigen, die da nicht mitmachen wollen, die aufdecken und sichtbar machen wollen, die frei von allen Arten aufgezwungener oder anerzogener „Zurückhaltung“ einfach genau und realistisch beschreiben wollen, werden oft verfolgt, verhöhnt, verleumdet, eingesperrt, gefoltert und getötet. Dafür gibt es so viele traurige Beispiele, dass man manchmal den Mut verliert. Und es sind natürlich nicht nur SchriftstellerInnen, sondern auch ganz „normale“ Menschen, denen übel mitgespielt wurde (und wird), weil sie beim Vertuschen nicht (mehr) mitmachen woll(t)en, die so frei sein woll(t)en, dem Anstand und der Menschlichkeit eine Stimme zu geben. Ich denke, es ist nicht nötig, dass hier jetzt Namen aufgeführt werden; es wären auch zu viele.

    s ist schon eine seltsame Sache mit den Wörtern. Sie sind nicht einfach nur eine Reihe von Zeichen (Buchstaben), sie haben Macht, sie können zerstören, sie können helfen und sogar heilen, sie können klüger machen oder für dumm verkaufen oder auch einfach informieren – mal richtig und auch mal falsch – und natürlich noch viel mehr. Das alles – und auch das ist einer der großen Unterschiede zu anderen Künsten – kann Musik in dieser Vollendung und Vielfalt nicht, Malerei nur sehr eingeschränkt, Fotografie vielleicht ein wenig, auch wenn es sich dann eher nicht um Kunst, sondern um Dokumentation handelt, Tanz und Bildhauerei vermögen dies allenfalls mit großer Mühe und nur ausnahmsweise. Das alles können nur Kunstformen, in denen Wörter vorkommen, also auch Karikaturen, Lieder, Theaterstücke oder Filme.

    Natürlich weiß ich, dass es Exemplare gibt, die vor Lebenslust und -freude nahezu platzen, viele, viele davon gibt es, und ich will als ein typisches Beispiel hier Lindsey Stirling nennen, eine junge und mit strahlender Energie geladene Geigerin und Sängerin oder auch „Hip-Hop-Violinistin“, die in fast allen ihren Musikstücken zum Ausdruck bringt, dass das Leben explodierende Lust sein kann. Dass ihre YouTube-Kanäle mehr als zwei Milliarden Klicks verzeichnen, spricht für sich. Aber der Titel eines ihrer Alben „Shatter me“ („Erschüttere mich“) deutet darauf hin, dass auch in der Musik wahre Kunst immer damit zu tun hat, die eigene Existenz aufs Spiel setzen, selbst wenn das Musizieren an sich die größtmögliche Erfüllung bietet.

    erichte über solche Vorgänge, bei denen Wörter (oder ein "Wort") wundersame Kraft entfalten (zum Beispiel in der Bibel), gibt es: "Nimm Dein Bett und wandele." Mit solchen Worten heilte der Nazarener angeblich Kranke, erweckte Tote wieder zum Leben. Und die "Worte des Lebens" stammen ebenfalls aus dieser Quelle. Auch Hexen und Zauberer können in Märchen, Sagen und Legenden mit Worten, mit ihren Zaubersprüchen, Wirklichkeiten herbeiführen, deren Zustandekommen dann zumeist übersinnlich erscheint.

    Aber auch im „wirklichen“ Leben gibt es Ereignisse, die ähnlich gelagert sind. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, so um 1940 herum, machte ein Lied namens „Gloomy Sunday“ von sich reden, das es bei den damals existierenden Rundfunksendern sogar in den Index schaffte, also in jenes Verzeichnis, in dem eine Liste über Lieder oder Texte geführt wird, die nicht gesendet werden dürfen. „Gloomy Sunday“ – übersetzt wird das sowohl als „Trauriger“, aber auch als „Einsamer“ oder als „Trübseliger“ Sonntag – war den Redakteuren zu melancholisch. Angeblich wurden durch dieses Musikstück Menschen in den Selbstmord „getrieben“. Wer es trotzdem einmal im ungarischen Original hören möchte => bitte hier entlang...

    Viele Jahre zuvor schuf Johann Wolfgang von Goethe ein Werk, dem ebenfalls alsbald angedichtet wurde, dass es Vorbild für eine Reihe von Selbstmorden sei. „Die Leiden des jungen Werther“ lösten angeblich emotionale Reaktionen aus, die so heftig sein konnten, dass einige LeserInnen den gleichen Weg gingen, den Werther in Goethes Dichtung gegangen war: Sie brachten sich um.

    In beiden Fällen – dies sei hier der Vollständigkeit halber eingefügt – ist umstritten, ob diese Selbstmorde tatsächlich begangen wurden, weil die Opfer zu ihrem Schritt vom „Traurigen Sonntag“ oder vom „jungen Werther“ dazu verleitet, verführt, getrieben oder was auch immer wurden. Aber der Verdacht, dass beide Werke dies angerichtet haben, hält sich hartnäckig.

    Aber zurück zu den „bösen“ Wörtern...

    ie bereits festgestellt, werden solche Wörter oft auch als "schmutzige" Wörter bezeichnet, und anhand dieser Bezeichnung wird die Geistlosigkeit der Verbote von Kraftausdrücken sofort erkennbar, wenn man einfach das alte Spielchen der Umkehrung betreibt:
    Wenn es solche "schmutzigen" Wörter gibt, dann muss es folglich auch "saubere" Wörter geben.
    Aber welche sollen das nun wieder sein?
    Sind das einfach alle anderen Wörter, die (NOCH!) nicht - wann und von wem auch immer - als "schmutzig" gebrandmarkt wurden oder irgendwann einmal werden?
    Dass dieses Bewerten von Wörtern eine zweischneidige Sache ist, habe ich ganz oben schon beispielhaft anhand des Wortes "Brust" beschrieben. Je nach Gesinnungstemperatur oder auch Erregungsbereitschaft einer Menschengruppe, die natürlich immer die Wahrheit gepachtet hat, gerät ratzfatz auch das unschuldigste Wörtchen in Verruf und gilt - vielleicht zunächst nur in solchen sprachlich hypersensibilisierten Kreisen, vielleicht aber alsbald auch allgemeiner - als schmutzig, obwohl es von Dummköpfen nur beschmutzt wurde.
    Aber kann man deshalb aus diesem Beschmutzen von Wörtern durch offenkundige Dämlichkeit ableiten, dass alle anderen als Kraftausdrücke bekannten Wörter auch nur beschmutzt wurden, aber eigentlich - also gewissermaßen von Natur aus - gar nicht schmutzig sind? Das ist eine Frage, die nicht grundsätzlich beantwortet werden kann. Es kommt natürlich immer darauf an, in welchem Zusammenhang ein Wort verwendet wird. Dieser Kontext macht dann aus einem "schmutzigen" ein mitunter "blitzsauberes" Wort - oder eben umgekehrt. Dass beim Umgang mit moralisch "problematischen" Dingen oder Sachverhalten sprachlich eine gewisse Bandbreite besteht, zeigt meine verDichtung "Pimmel Priapus", die ungefähr zur gleichen Zeit wie das "HurenHaus" entstanden ist...

    och die Frage, ob es beim lyrischen verDichten verbotene Wörter geben darf, beschränkt sich nicht auf die Schimpf- und Schmutzwörter, sondern muss auch für Dialekte, Fremdsprachen und Fremdwörter gestellt werden, letztlich sogar für Zahlen oder andere Zeichen aus den vielen Symbolwelten der technisierten Jahrhunderte. Anhand der beiden Wetterfrosch-Beispiele [Summer in the city... und TauKalau ] kann schon einmal das Urteilen darüber geübt werden, ob die fremden SprachSplitter für den jeweiligen inhaltlichen Gegenstand und seine "Verpackung" störend oder bereichernd sind. Was fremdsprachliche Einsprengsel in deutschen Gedichttexten angeht, bin ich ja beileibe kein Vorreiter; das gab es schon vor und in den expressionistischen Strömungen, auch die Kraftausdrücke kommen vor – aber nur hin und wieder, nicht als „Grundmaterial“. Das Drastische wird so gut wie immer nur als Ausnahme verwendet, nicht als eigentlicher Zweck und gewolltes Ziel.

    Auf dieser Klaviatur versuchen etwa seit der Jahrtausendwende vor allem jüngere Autorinnen zu spielen (Ausnahmen sind "Klassiker" wie Henry Miller oder Charles Bukowski). Bücher wie „Feuchtgebiete“ (Charlotte Roche) verdanken ihren flackernden Erfolg wohl genau einem solchen Überschreiten der "Schamgrenzen", ohne dabei in den pornographischen Sumpf abzugleiten. Und in der Musik sind es nach dem epochalen Durchmarsch einer von der Woodstock-Generation geprägten Popmusik vor allem die Rapper, die mit drastischen und oft bewusst schmuddeligen Wörtern ihre Sprechgesänge schmücken. Dass diesen Texten dabei allzuoft ein geradezu halsbrecherisches Deutsch eigen ist, mag man als Absicht interpretieren; ich denke jedoch, dass es für die Protagonisten dieses Musikstils typisch ist: Die reden wirklich so, und einige können und wollen und verstehen es auch gar nicht anders. Es gibt – wie könnte es anders sein – im digitalen Zeitalter auch die Möglichkeit, sich diese Texte „generieren“ zu lassen. Unter https://www.song-lyrics-generator.org.uk/rap/ gibt es einen solchen „Generator“ (auf Englisch), dessen Betreiber (selbst-)kritisch einräumen, dass die Rap-Texte oft als „haphazard“ (planlos, willkürlich) bezeichnet werden können. Ein Beispiel für viele:

    „Ich spucke Lines in das Abwasser in Panama
    Mach mit Cannabis Para und du leider nur Mas'chara
    Es macht Ratata das hier ist Kalashalarm
    Fick deine Klamotten yallah und du musst zum Bazar fahrn“


    Das ist die erste Strophe eines Songs namens „Deutschrap rasiert“ von „Tatverdacht“, zurzeit unter anderem zu finden unter https://genius.com/Tatverdacht-deutschrap-lyrics. Wie lange es dort stehen wird, und ob es anderswo auch etwas anspruchsvoller zugeht, mögen alle herausfinden, die Zeit haben, sich mit diesem Genre einer popmusikalischen Gegenwelt eingehender zu beschäftigen. Ich lasse es hier mit diesem Beispiel bewenden, nicht zuletzt, weil gerade (April 2018) ein Eklat bei der „Echo“-Verleihung die Runde macht. Die „Auszeichnung“ mit einem „Echo“ der beiden Gangsta-Rapper, Farid Bang und Kollegah, mit ihren teilweise antisemitischen „Punchlines" in einem der Songs („Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“) war auf heftige Kritik gestoßen und hatte dazu geführt, dass einige „Echo“-Gewinner ihre Trophäen öffentlichkeits-wirksam zurückgaben. Ich belasse es hier bei diesen wenigen Schnipseln, weil viele (fast alle) dieser Rap-Texte meinen Kriterien für Kunst so wenig genügen wie die Gesänge von Fußballfans in den Stadien als Oratorien bezeichnet werden sollten.

    Seit nun etwa zwanzig Jahren suchen zudem vor allem sehr junge Menschen nach einem neuen Ausdruck, die sich mit ihrem eher eingeschränkt künstlerischen Zugang zur Sprache („künstlerisch“ heißt für mich immer, dass entweder zweifelsfrei geniale Eingebungen oder harte und unermüdliche Arbeit zu einem guten Ergebnis geführt haben) den sogenannten „Poetry Slams“ „verschrieben“ haben. Aber auch das sei hier nur angedeutet – erste Hinweise auf Literatur dazu gibt es hier...

    rundsätzlich bleibt anzumerken, dass Literatur (und hier vor allem und gerade die auf Experimente angewiesene Lyrik) natürlich den Veränderungen Rechnung tragen muss, denen Sprache ausgesetzt ist. Die Durchmischung - oftmals in geradezu abenteuerlichen Auswüchsen - der Alltagssprache mit Begriffen der Reklame, des Marketings, der Technik und Wirtschaft, aber auch der jugendkulturellen Strömungen wie der von Pop- und Rockmusik sollte eigentlich eine klare Aufforderung an die literarisch tätigen Spracharbeiterinnen sein, nachzuziehen, auf der Höhe der Zeit zu bleiben und sprachliche Darstellungen, Bilder und Formen zu finden, die diesen Wandel angemessen ausdrücken. Und das geht naturgemäß nur dann wirklich angemessen, wenn auch die Wörter, Begriffe und Symbole verwendet werden, die für diese neuen Welten stehen oder durch die sie zum Teil sogar erschaffen wurden.

    Durch literarische Strömungen wie Dadaismus, Surrealismus und abstrakte Stilrichtungen, bei denen unter anderem der bewusste Verzicht auf ästhetisch-formende Elemente wie Reim & Rhythmus kennzeichnend war, wurde immer wieder einmal versucht, Wirklichkeiten, die inhaltlich mit normalen Sprachelementen nicht mehr ausreichend dargestellt werden konnten, auf ungewöhnlichere Weise sichtbar zu machen. Aber diese Versuche endeten oftmals in dümmlichen Albernheiten, rein technischen Übertreibungen oder wurden von den Leserinnen alsbald links liegen gelassen, weil das Publikum nur bedingt willens und in der Lage ist, etwas zu ertragen und mitzutragen, was dem Massengeschmack und -verstand in erheblichen Teilen zuwiderläuft (siehe dazu auch das "ertraGen" von "Herr Genista" im Forum)

    Völlig neue Möglichkeiten für Menschen, die sich für Sprache & Schrift als Ausdrucksmittel entschieden haben oder sich dafür noch entscheiden werden, haben sich durch die Computer eröffnet. Zwar wäre es auch schon vor der Massenverbreitung der PC möglich gewesen, Teile eines Wortes durch Fettung hervorzuheben oder größer zu schreiben als den restlichen Text, aber der technische Aufwand wäre enorm. So etwas war weder mit einer einfachen Schreibmaschine zu bewältigen, noch geht es mit der Hand: Es wäre ein zeichnerisches Element hinzugekommen, das nicht nur eine entsprechende Begabung der Schreiberinnen, sondern auch einen großen Zeitaufwand erfordert hätte. Die komplizierte Drucklegung eines solcherart gestalteten Textes für eine Veröffentlichung als Buch muss hier nicht noch besonders beschrieben werden; es dürfte klar sein, dass sich ein simples Gedichtbändchen allein durch diesen Aufwand drastisch verteuert hätte und es damit in der Regel für ein größeres Publikum uninteressant, weil unerschwinglich geworden wäre. Auch der Titel einer anderen meiner verDichtungen namens (-:s.c.h.l.O.c.k.a.U ².f.h.Ei[s](t)e.r.:-)kiet weist einige Elemente auf, die auf einer normalen Schreibmaschine nicht getippt werden können.

    rfreulicherweise hat sich das aber nun im Zeitalter der Bits &Bytes radikal geändert. Die Möglichkeiten sind vor einem Bildschirm und mit Maus & Tastatur ins nahezu Unüberschaubare gestiegen - das Wort Textgestaltung hat eine zeitgemäßere Bedeutungsvariante bekommen, die gerade erst in ihren Anfängen sichtbar wird und vielleicht nur noch ein Stückchen davon entfernt ist, in ihrer ganzen multimedialen Wucht zu erscheinen. Das wird sie allervermutlichst auch und gerade bei den schreibenden „Spracharbeiterinnen“ in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten.

    Schließlich liegen die Verlockungen solcher "gestalteten" Texte auf der Hand, und gerade auch Kreise, die damit Geld scheffeln, produzieren leider nur allzuoft "hirnfreie" Versionen als optische Marktschreierei schon seit vielen Jahrzehnten in Ladenzeilen, Zeitungen und Zeitschriften, auf Plakatwänden und in Werbefilmchen. Dabei geht es den Reklamefirmen nur darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Hauptsache, die Werbung kommt so aufdringlich, so laut und so schrill daher, dass sie von jedem zumindest kurz wahrgenommen wird. Qualität, inhaltliche Tiefe, fein abgestimmte Form, die mit inhaltlichen Aussagen vielleicht auch noch korrespondiert, kurz: echte Kunst muss von diesen - die Sprache verhunzenden - Gehirnwäschereien gar nicht geschaffen werden. Es reicht, 50-mal "Sale" kombiniert mit einem %-Zeichen schön fett, bunt und groß in die Schaufenster zu pinseln oder sprachlich auf Deppen-Niveau reduzierte Fetzen wie "So muss Technik" (Saturn) in die Welt zu schreien. Fertig ist die psychologisch ausgekochte Textgestaltung, deren einzige Aufgabe darin besteht, das Denken der Rezipientinnen zu verhindern.



    Und jetzt machen wir erstmal eine Verschnaufpause...



    ...doch bevor hier jemand die Geduld verliert, geht's weiter mit einer Überleitung zum nächsten Teil meiner "Lyrikologie"...

    eben der poetologischen Frage zum Benutzen von Kraftausdrücken, die ich oben meiner Meinung nach ausreichend beantwortet habe, stellt sich beim verDichten (für mich!) auch immer der Zweifel ein, ob das, was ich gerade geschrieben habe oder zu schreiben gedenke, die Ansprüche erfüllt, um der Welt der Kunst angehören zu können. Wie ich oben schon angedeutet habe und wie es in dem Gedicht Kunst von Joachim Ringelnatz vorbildlich beschrieben wird, unterscheidet sich sein und mein "Kunst"verständnis nicht nur einfach "geschmacklich" davon, was sich Onkel Fritz&Oma Frieda unter Kunst vorstellen. Vielmehr ist es eine grundlegend andere Lebenseinstellung, weil die beiden, die hier für die riesige Menge an Fritzen&Friedas überall auf der Welt stehen, auch all das zur Kunst rechnen, was in Wahrheit nur Kunsthandwerk ist. Diese beiden Lebenseinstellungen unterscheiden sich nicht nur graduell, sondern so elementar wie sich die Lebenswelten von Fischen und Vögeln unterscheiden oder der Anblick eines Sonnenuntergangs von der Rotphase einer Verkehrsampel.

    Um fehlgeleitete Interpretationen oder Definitionen dessen, was als "Kunst" gelten darf und was ganz sicher nicht dazugehören sollte, dreht sich der nächste Teil dieser "Lyrikologie", wodurch auch sichtbar wird, dass ich die Bedeutung des Wortes "Lyrikologie" so weit fasse, dass darunter nicht nur Reime und Versmaße fallen, sondern auch all das, worüber an existenziellen Grundlagen der DichtKunst Klartext gesprochen werden muss. Ein Beispiel ist hier zu finden....

    In diesem nächsten Abschnitt geht es vor allem auch um die Frage, welche Rolle der Kommerz in der Kunst spielt, ob es also auch eine Frage des Geldes ist, die beantwortet werden muss, wenn darüber entschieden werden soll, ob etwas als Kunst gelten sollte. Ganz einfach formuliert: Welche Rolle spielt der Preis eines Werkes, wenn die von Ringelnatz verDichteten Kriterien angelegt werden.
    Vorab sei hier verraten, dass es oft gerade die unbegreiflich hohen Summen sind, die manches "Werk" wertlos machen.

    Mehr dazu beim Klick auf die Pfeilliste in dieser Kategorie...




    Fußnoten:

    „Die ultimative Poetry-Slam-Anthologie I: 24 versammelte Bühnentexte mit Kommentaren“, von Karsten Strack (Herausgeber), Misha Anouk (Autor), Sandra Da Vina (Autorin), Lektora Verlag, 2014
    und/oder
    „Die Poetry-Slam-Fibel: 20 Jahre Werkstatt der Sprache“, von Bas Böttcher (Autor), Nora Gomringer (Autorin), Julian Heun (Autor), insgesamt 86 Texte von 55 Autorinnen und Autoren, SATYR Verlag, 2014

    -----------------------------------------------
    "Drastische Deutlichkeit":
    Für die Lyrik bestimmter Epochen hat es immer Bezeichnungen gegeben, zum Teil von den Poetinnen für ihre Verse selbst erfunden. So gibt es zum Beispiel „Naturlyrik“, „Dadaismus“ oder „Konkrete Poesie“. Für meine Verse habe ich die Bezeichnung „Drastische Deutlichkeit“ gewählt. Ob dieser Name tatsächlich einmal „Schule machen“ und zu einer Stilrichtung wird, die auch andere Autorinnen für sich entdecken können, ist mir – drastisch und deutlich gesagt – ziemlich wurscht. Aber schön wäre natürlich, wenn die Deutlichkeit in den Versen der kommenden Generationen der verDichterinnen sichtbar bliebe – das allein würde mir genügen.

  • [<<] 1 2 3
    <= Zurück


    [ © 1953 - 2033 - Reinhard Johannes Lenz-Stiewert - All rights reserved.]
    Impressum / Datenschutzerklärung