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Was wirklich "barbarisch" ist...


s ist gerade keine gute Zeit, um mit Gedichten berühmt zu werden. Die Aufmerksamkeit der Menschen gehört anderen Ereignissen und anderen Erscheinungen. So ein kleines Gedicht aus vier, acht oder 14 Versen kann einfach nicht gegen gewaltige Installationen, dröhnende Pop-Festivals oder die Explosionen von Hyperschallraketen ankommen.
Auch die Hilfrerufe von Hunderten von Flüchtlingen, die allwöchentlich im Meer ersaufen, sind eine übermächtige Konkurrenz.

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“
Dieses für die lyrische Entwicklung der Nachkriegszeit (2. Weltkrieg) so verhängnisvolle Diktum von Adorno wird gerade heute (März 2022) mal wieder als blanker Unfug entlarvt. Denn es war schon immer "barbarisch", und es wird auch in zigtausend Jahren noch so sein, dass Menschen ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie morgens in der Frühlingssonne ein Toastbrot mit Honig essen, während gleichzeitig fünfzig Kilometer weiter im Osten Kinder (und/oder Erwachsene) durch Phosphorbomben geröstet werden. Frühstücken ist neben vielen anderen Annehmlichkeiten eben einfach "barbarisch"...

Mir fällt da eher wieder der Aphorismus ein, der dem US-amerikanischen Schriftsteller, Dichter und Journalisten Donald Robert Perry Marquis zugeschrieben wird:

"Wer Gedichte veröffentlicht, wirft ein Rosenblatt in den Grand Canyon und wartet auf das Echo."

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich gern bis an mein Lebensende warten würde, wenn durch dieses Warten irgendetwas in dieser Welt besser würde, wenn vielleicht während dieser Wartezeit all die wirklichen Barbaren verhungern, verdursten oder an Corona verrecken würden.

Wenn das anstelle des Echos (oder gewissermaßen als Echo) passieren würde, könnte ich leichten Herzens auf jede Resonanz auf meine Verse verzichten.

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