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"...mens sana in corpore sano."


ieser lateinische Satzfetzen stammt vom römischen Dichter Juvenal, der mit diesen Worten jedoch etwas völlig anderes meinte als die heute daraus abgeleitete Bedeutung, wonach ein gesunder Geist (nur) in einem gesunden Körper "wohnen" könne (mehr dazu bei Wikipedia). Der Gedanke ist also schon uralt und war schon seinerzeit nicht wirklich neu. Aber er weist auf eine sehr menschliche Polarität hin, nämlich auf die Trennung von Geist und Körper, die aber bei aller Verschiedenheit in der Einheit eines jeden menschlichen Wesens besteht.

Worum es hier nun aber geht, ist meines Wissens ein durchaus neuer Gedanke. So wie es nämlich für den Körper eine - wenn auch unterschiedlich intensive - global praktizierte und anerkannte Pflege gibt, die von Kindesbeinen an erlernt und dann ein ganzes Leben lang beibehalten wird, so gibt es eine gleichartige Entsprechung für den Geist (oder das Bewusstsein) des Menschen so gut wie nicht.

Dass es mit dem Erlernen des Sprechens, des Gehens, dem Aneignen des schulischen Wissens oder all den anderen Fertigkeiten, die im Laufe der ersten zwanzig bis dreißig Lebensjahre erworben werden, zunächst so scheinen mag, als würden die geistigen Fähigkeiten der Menschlein trainiert und herangebildet, ist jedoch nicht das Thema, worüber hier nachgedacht werden soll. Das Erlernen vor allem beruflicher Fertigkeiten, ob nun als Schlosser, Arzt, Apothekerin, Bäcker, Lehrerin, Architektin, Wissenschaftlerin oder (von den vielen Ausnahmen abgesehen) auch als Politikerin sowie eben in all den anderen Bereichen, in denen der Mensch besondere Kenntnisse erwirbt, zielt immer nur darauf ab, Männer, Frauen (oder Menschen jeder anderen Version innerhalb des Geschlechterspektrums) zur Verwendbarkeit im gesellschaftlichen Zusammenhang fit, sie als arbeitende "Idioten" für die jeweilige Gesellschaft nutzbar zu machen. Eine besondere Pflege der geistigen Fähigkeiten, die Ausbildung zu einem achtsamen Gebrauch des individuellen (eigenen) Geistes, ist bei all diesen Tätigkeiten zunächst nicht vorgesehen und wird auch so gut wie in keinem dieser Bereiche als ein besonderer Lehrstoff angeboten oder gar gefordert.

Hier ist ein Hinweis nötig, der auch später immer wieder einmal bedacht werden sollte:
Wie so oft bei solchen Feststellungen, gibt es auch hier Unschärfen. Natürlich fehlen in vielen dieser rein beruflichen Wissensgebiete auch grenzüberschreitende Inhalte nicht völlig - mitunter sind solche Aspekte sogar ausdrücklich gefragt und eingebaut. Mit diesen grenzüberschreitenden Inhalten sind alle Überlegungen gemeint, die den Umgang sowohl mit den fachbezogenen Stoffen als auch den Umgang mit dem Intellekt (oder dem Geist) betreffen. Um es erneut zu betonen: Es geht um den Umgang, also darum, wie ein Mnesch sein fachliches Wissen einsetzt und darum, wie der Geist eines Menschen trainiert wurde. Man könnte auch abgerichtet sagen, so wie Hunde abgerichtet oder erzogen werden.

Aber um diese Ausnahmen soll es hier nicht gehen, weil es sich fast ausschließlich um Randerscheinungen handelt, über die im Rahmen des jeweils fachlichen Lehrstoffes auch einmal nachgedacht werden kann, die aber für die Befähigung zum Bäcker, Schlosser, Mediziner oder Mathe-Lehrer eigentlich keine Rolle spielen. Allenfalls die philosophisch Tätigen oder die Gottisten der religiösen Weltanschauungen widmen sich diesen Randerscheinungen mitunter gezielt und ausführlich, allzu oft jedoch nur nebulös in Metaphern und geheimnisvoll-magisch anstatt lebensnah und gut verständlich. Was aber auch nicht weiter wundern dürfte, weil die Gegenstände ihrer "Weisheiten" fast ausschließlich "Glaubensdinge" sind, für die es bekanntlich keinerlei Belege gibt. Ein Beispiel solcher verwirrenden Glaubensinhalte sind die Zehn Gebote, in denen gleich zu Beginn gesagt wird "Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.", was immerhin die berechtigte Frage zulässt, um welche anderen Götter es sich hier wohl handeln könnte. Der eine Gott, der diese Gebote aufgestellt hat, spricht denn auch davon, dass er ein eifersüchtiger Gott sei, was nun sehr deutlich den Verdacht aufkommen lässt, dass der große Schöpfer des Himmels und der Erden nicht so ganz einzigartig sein kann, zumal in den biblischen Texten auch immer wieder von uns die Rede ist: "Lasset uns Menschen machen."

Aber zurück zum eigentlichen Gegenstand dieser Abhandlung:
Die Körperpflege (Nägel schneiden, Zähne putzen, Rasieren, Hände waschen, Ohrenschmalz entfernen, Arsch abwischen, Ganz-Körper-Reinigung, gesund ernähren, aufs Gewicht achten, ausreichend Bewegung und vieles mehr) wird - wie oben schon erwähnt - weltweit praktiziert, sofern nicht materielle Hindernisse (z.B. Armut) oder andere unüberwindliche Schwierigkeiten das regelmäßige Ausführen verhindern.

Aber wie verhält es sich mit der Geistespflege? Gibt es für den Geist überhaupt der Körperpflege ähnliche Entsprechungen? Oder um es ganz einfach zu formulieren:
Gibt es geistige Zähne, gibt es geistige Nägel, die geputzt oder geschnitten, kurz gepflegt werden könnten?
Wie also sollte eine solche Geistespflege aussehen?

Zu allem Überfluss muss zunächst einmal einigermaßen sauber geklärt werden, um was es sich bei diesem Geist eigentlich handelt.
Sind Begriffe wie Verstand oder Vernunft oder Bewusstsein erlaubte Synonyme?
Was unterscheidet (oder verbindet) eigentlich den Geist von den Geistern?
Aus was besteht unser Geist, woraus setzt er sich zusammen?
Handelt es sich womöglich um ein unteilbares Etwas, um eine immaterielle Größe, die keine Ausdehnung, kein Gewicht, keine Farbe und auch keine sonst irgendwie beschreibbaren physikalischen Eigenschaften besitzt?

Widmen wir uns also zunächst dieser Definition:

er menschliche Geist unterscheidet sich durch eine sehr besondere Fähigkeit vom Geist anderer Lebensformen, also vor allem von jenem der höheren Tiere: Der Mensch kann denken und im Unterschied zu allen tierischen Hirntätigkeiten in einer Weise NACHdenken, die weit über das meist nur instinktive Reagieren der Tiere hinausgeht. Auch hier sei sofort wieder einschränkend betont, dass bei nicht menschlichen Primaten (Affen) oder auch Hunden, Elefanten, Raben oder Tintenfischen der Eindruck entstehen kann, dass diese Tiere in manchen Situationen überlegen, bevor sie auf einen Reiz oder eine Herausforderung reagieren. Aber dieses Überlegen ist immer nur ein Abrufen erlernter Details und nie ein reflektierendes Nachdenken, bei dem zwischen gut oder böse, richtig oder falsch oder das Für & Wider einer Entscheidung abgewogen wird.

Das Geistige (und hier und im Folgenden wird darunter immer nur die menschliche Form gemeint sein) wird anders als das Seelische ausschließlich durch die gedanklichen Abläufe im Gehirn hervorgerufen; bei den seelischen Regungen spielen hingegen auch Empfindungen und Gefühle eine Rolle, die durch hormonelle (also körperliche) oder auch unterbewusste Einflüsse entstehen können. Unser Bewusstsein gilt als die Instanz, die die Gesamtheit all dieser Abläufe wahrnehmen und bewerten kann. Wobei hier wieder eine dieser Unschärfen aufleuchtet, weil das Bewusstsein natürlich der gedanklichen und gefühlten Erscheinungen in uns sowohl bedarf, um damit zu arbeiten, als auch aus diesen auf untrennbare und in der letzten Tiefe ununterscheidbare Art besteht.

Man kann es vielleicht durch eine einfache Formulierung verdeutlichen:
Ein Bewusstsein ohne Gedanken und/oder Gefühle und Empfindungen ist weder denkbar noch möglich.

Hier leuchtet die alte Frage auf, ob Tiere, die (sehr wahrscheinlich) zwar keinen klaren Gedanken fassen können (siehe oben), jedoch zum Empfinden von Schmerz, Angst oder Wohlbehagen durchaus in der Lage sind, vielleicht doch ein Bewusstsein haben. Und diese Frage führt rasch zu der noch wesentlicheren Frage, ob Tiere sich als ein Ich wahrnehmen oder empfinden können, eine Fähigkeit, die ihnen vor allem deshalb nicht zugetraut wird, weil sie eine gedankliche Durchdringung erfordert, die zweifelsfrei nur von Menschen beherrscht wird.

Hier muss erneut deutlich angemerkt werden, dass es viele Verhaltensweisen im Tierreich gibt, bei denen zumindest Irritationen darüber entstehen, ob diese nicht als Zeichen eines bewussten Lebens gedeutet werden könnten. So ist zum Beispiel die nachweisliche und jahrelange "Trauer" von Elefanten um verstorbene Artgenossen ein solches Verhalten, weil es Merkmale eines regelrecht bewusst-besinnlichen Innehaltens im alltäglichen Dauerfressen enthält, das an unsere Friedhofs-Besuche erinnert, wenn wir vor den Gräbern stehen, in denen unsere verstorbenen Eltern, Geschwister oder Freunde die letzte Ruhe gefunden haben.

un aber doch konkret zu den Pflegemitteln, mit denen sich unser Geist auf Hochglanz polieren lässt. Um an die einfachste "Politur" zu gelangen, ist es hilfreich, sich an der Körperpflege zu orientieren. Gleich eine ganze Handvoll ständig wiederkehrender Pflegemaßnahmen betrifft die Sauberkeit - vom Händewaschen angefangen bis zum Arschabwischen besteht Körperpflege zu einem großen Teil daraus, Verschmutzungen zu entfernen. Analog dazu können auch geistige Verunreinigungen abgewaschen werden, angefangen von schlechten Gedanken (Ignoranz, Irrtümer, Vorurteile, vorschnelle Urteile oder auch durch dominante Gefühle verursachte Entscheidungen, beispielsweise durch Ängste, Wut, Neid, Verliebtsein, Sehnsüchte, dumme Gewohnheiten oder Habgier) oder auch durch etwas verursacht, was gemeinhin ganz einfach als Dummheit(en) gilt.

Der aller-aller-aller-erste Schritt, um mit solchem Dreck fertigzuwerden, besteht darin, diese Unsauberkeiten überhaupt erst einmal als das wahrzunehmen, was sie für unseren Geist sind: falsche Wegweiser oder tückische Hindernisse, die dazu führen (können), dass unser Verstand aussetzt, dass wir nicht mehr geradeaus denken (können), dass wir falsche Entscheidungen treffen oder die Wirklichkeit entweder nicht vollständig oder verzerrt wahrnehmen - mit allen daraus resultierenden und fast immer schlechten Einflüssen auf unsere Lebensführung.

Das ist soweit sicher recht leicht zu verstehen - aber leider, leider steckt der Teufel dabei nicht nur im Detail, sondern vor allem in der praktischen Umsetzung, also darin, all das, was sich hinter den soeben genannten Begriffen verbirgt als mögliche Beeinträchtigungen des Geistes dingfest zu machen, es ganz bewusst zu benennen (zu beschreiben) und ganz genauso bewusst und willensstark zu entfernen, zumindest aber es in die Schranken zu verweisen, die man selbst aufstellen und jeden Versuch verhindern muss, dass diese Schutzwälle nicht doch irgendwie wieder überwunden werden.

Besonders tückisch dabei ist es, dass wir selbst es ja sind, die immer wieder versuchen, diese Schranken zu umgehen, was nichts anderes bedeutet als die sattsam bekannte Tatsache, dass wir uns selbst immer wieder hinters Licht führen, oft sogar noch so, dass wir es im Augenblick des unerlaubten Grenzübertritts gar nicht mitbekommen, dass wir uns gerade wieder einmal selbst auf den Leim gegangen sind.

Was also tun?

uch wenn das Folgende zum Teil fast wie Auszüge aus der Lehre des Buddha klingen mag - es ist im Gegensatz zum Buddhismus nicht im Mindesten religiös, weil es unter anderem nicht den Eintritt ins Nirvana zum Ziel hat und auch nicht die Strenge eines mönchischen Lebenswandels erfordert oder voraussetzt. Während durch die "Weisheiten" des Siddhartha Gautama (so der "bürgerliche" Name des späteren Buddha) die Reinheit und Vollkommenheit des menschlichen Geistes erreicht werden soll, geht es bei den nachfolgenden Tipps oder Anregungen allenfalls darum, Methoden zu erlernen, durch die die oben genannten Verunreinigungen des Geistes so gehandhabt werden, dass sie möglichst keine Schäden mehr anrichten können (Wer zum Buddha etwas mehr wissen möchte, kann hier einen ersten Eindruck erhalten).

Die Überschrift "mens sana in corpore sano" (gesunder Gest im gesunden Körper) gibt einen ersten Hinweis auf diese Methoden, weil die Handlungen, die zur Körperpflege nötig und empfehlenswert sind, mit ein paar unschädlichen Veränderungen auch beim Geist angewendet werden können. Nehmen wir beispielsweise die Regelmäßigkeit, die beim Zähneputzen unbedingt eingehalten werden muss, damit die ganze Schrubberei auch den gewünschten Erfolg hat: Zweimal täglich zwei Minuten, so die Anweisung, die schon bei Kindern den Effekt hat, dass sie sich gut verstehen und merken lässt und deshalb ein Leben lang nicht vergessen zu werden droht.

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