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Reue - Eine verDichtung schreiben...


uf dem Dachboden mal wieder ein paar Gedanken im Kopf, von denen jetzt nichts mehr übrig ist. Außerdem das Gefühl, dass mir mein Wortschatz zunehmend abhanden kommt.

Dafür ältere Notizen in der Kindle-Cloud gefunden, die ich nahezu völlig vergessen hatte und beim Lesen zunächst immer wieder dachte, das sei nicht von mir, sondern von irgendeinem "Profi". Hier ein Auszug eines Teils, der ganz klar von mir ist:

(und zum ersten Mal mache ich mir vorher konzeptuelle Gedanken, was in den Versen vorkommen könnte, sollte - obwohl ich natürlich weiß, dass die Verse ihr Eigenleben entwickeln, sobald ein Anfang gemacht worden ist. Und ich bin schon jetzt neugierig, wie es dann ausgeht, wie es sich entwickelt, worauf es noch hinaus will, woran ich jetzt beim Schreiben des Konzepts noch überhaupt nicht denke, nicht einmal denken kann)

... über die sich verkürzende Zeit, darüber, dass immer weniger wiedergutgemacht werden kann, weil es zu lange her ist, weil die Zeit nicht mehr ausreicht, weil die Kräfte nachlassen.

Dazu gehört, dass ein Druck ensteht, dass die Schuld aus der Vergangenheit von Tag zu Tag stärker drückt.

Dazu gehört, dass mit Manchem abgeschlossen werden muss, Frieden gemacht, auch wenn ein Wiedergutmachen nicht mehr möglich ist, auch deshalb, weil es zum Teil das Nichtstun war, das Versäumen guter Taten, die unterlassene Hilfeleistung.

Vieles kann auch nicht mehr geheilt werden, weil die Menschen, die (mir) damals zum Opfer fielen, unerreichbar geworden sind, die Namen sind vergessen, sogar die Gesichter.

Was bleibt, sind Erinnerungen an Szenen, an Situationen, an das, was zu Handlungen getrieben hat.

Was bleibt, ist der hilflose Gedanke daran, dass man es anders machen, mehr tun würde, wenn das gleiche Leben jetzt stattfände.

Und was dann folgt, ist der schreckliche Zweifel daran, dass man es besser machen würde, fast schon eine Gewissheit, dass man wieder falsche leben, wieder versagen würde, anders vielleicht, aber eben nur anders falsch.

Und noch dazu ist auch die Gegenwart, das Hier&Jetzt, voller Entscheidungsfragen, die so noch nie geprobt wurden und folglich erneut bestens geeignet sind, den Berg falscher Entschlüsse und falschen Verhaltens weiter anwachsen zu lassen.


Das Gestern ist längst schwerer als das Morgen
Das große Hoffen wurde klein
Scheiß Zukunft!
Nichts als Ängste
Fragen
Sorgen auch nachts beim Achtelliter Wein
und obendrein beständiges Bereuen
GespensterSpuk aus alter Schuld
monoton
immer wieder
Wiederkäuen
Kackophonie im KummerKult:
Ach hätt' ich doch...
Was wäre wenn gewesen...
Ich war so oft ein Vollidiot...
Da nützt kein Schreiben
hilft kein Lesen

Der Bruchpilot im Abendrot

beginnt zu frieren und zu zittern
Es jammert ihn
Er tut sich leid
Nutzlose Reue zum Verbittern
...
Auch diese Mappe schwimmt schon weit...

Als Kind wurde mir oft vorgehalten, ich sei ein Träumer, später wurde dann der Spinner daraus.
Die Grenze ist schmal, und als Jugendlicher musste ich einen Seelendoktor aufsuchen, der am Ufer der Spree sein Hand- bzw. besser sein Mundwerk betrieb. In dessen Wartezimmer entwarf ich seinerzeit eine abstruse Zeichnung, die eine Art Zeitmodell darstellen sollte, zeigen sollt, ob die Zeit ein Strahl oder eher eine Kugel ist, völliger Unfug eines Zwölfjährigen, aber der Doktor kam nach einem vielleicht halbstündigen Gespräch zu dem erfreulichen Urteil, dass mit mir alles in Ordnung sei. Vielleicht hatte er ja ein Lehrbuch mit Seelenmodellen, in dem ich als psychisch unauffälliges Parallelogramm oder als leicht verbogener Zylinder dargestellt wurde, ein pubertierender Phantast, aber kerngesund.

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