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Kleine Reime, große Wirkung


al wieder was zum "Reimzwang" - zu meinem "Reimzwang":

Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm,
bei Putin ist es andersrum.


Putin ist natürlich je nach Bedarf durch jede andere zweisilbige Bezeichnung, jeden anderen zweisilbigen Namen ersetzbar => vielen, manchen, Donald (Trump), Schröder, Olaf, Scheuer, Giffey pp.

Das Original stammt m.W. aus der frühen Wendezeit - also nach dem Fall der Mauer:

Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm,
beim Wessi ist es andersrum.


Anzumerken ist hier vielleicht noch, dass im Sprachgebrauch das Sichdummstellen zwar geläufig ist, dass sich jemand "schlau stellt" jedoch nicht, was wohl einfach daran liegt, dass es eher schwierig für einen Dummen ist, Intelligenz vorzutäuschen.
Insofern könnte man das "stellt" durch "gibt", "zeigt" oder "tut oft" ersetzen, wobei mir die letzte Möglichkeit auch inhaltlich besser gefällt als "stellt".

Wie auch immer, dieser Zweizeiler ist jedenfalls eines der feinen Beispiele dafür, dass eine gereimte Aussage die vielfache Wirkung einer nur prosaischen Formulierung besitzt und sich vor allem gut einprägt.

Hierzu ein passender Auszug aus einem Fund im Spiegel, in dem der Mathematiker Albrecht Beutelspacher nachgerechnet hat:

Von der "mathematischen" Überzeugungskraft des Reims

"Man glaubt, teilzuhaben an der Welt der Mathematik. Und das macht manchen vielleicht glücklich.

Das ist wie in der Poesie. Der Formel entspricht hier der Reim. Ein Reim hat eine Überzeugungskraft, die fast unabhängig von den Inhalten ist. Einige Beispiele gefällig? "Bier auf Wein, das lass sein; Wein auf Bier, das rat ich dir." Ich weiß nicht, ob Sie das schon mal probiert haben. Meiner persönlichen Beobachtung nach ist beides ungefähr gleich bekömmlich. "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen." Völlig falsch: Bei Gewitter sollte man alle hohen Bäume meiden. "Herz reimt sich auf Schmerz." Quatsch! In Wirklichkeit reimt sich nicht immer Herz auf Schmerz. Es gibt viel Schmerz ohne Herz, und es soll auch Herz ohne Schmerz geben.

Wir glauben an die Überzeugungskraft des Reims und an die Macht von Formeln, weil wir das Gefühl einer höheren Ordnung haben. Ein Reim hebt eine ansonsten belanglose oder bestenfalls subjektive Mitteilung in eine höhere Sphäre. Durch einen Reim glaubt man, Anteil zu haben an der Aussagekraft echter Poesie."


(http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,697416,00.html)

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